Die Einsamkeit
Fast alle Hunde müssen mindestens den halben Tag allein zu Hause verbringen. Für den Hund stellt die Trennung vom Menschen jedes Mal wieder eine sehr schwierige Angelegenheit dar.
Der Ausdruck "Trennungssyndrom" wurde in Amerika geprägt und bezeichnet die Auswirkungen der Einsamkeit auf Hunde. Warum aber taucht nun dieses Problem häufiger in den USA als in anderen Ländern auf? Der Grund liegt darin, daß in den Vereinigten Staaten Hunde an vielen öffentlichen Orten verboten sind und die Tiere öfter zu Hause bleiben müssen als in Europa. So stehen die meisten amerikanischen Hundebesitzer dem Streßfaktor des Alleinseins hilflos gegenüber.
Das Verhalten der Hundebesitzer beim Verlaßen des Hauses ist entscheidend: Man sollte dem Hund kein Mitleid zeigen und keine rührseligen Worte an ihn richten - er würde sie ohnehin nicht verstehen. Aber er erkennt jedes unbehagliche Gefühl von Herrchen oder Frauchen an einer veränderten Verhaltensweise und Mimik, an der Pupillenvergrößerung sowie an der seltsamen Haltung und komischen Stimme.. Benutzen Sie also keine alberne List und stehlen Sie sich nicht unbemerkt hinaus, verstecken Sie sich nicht, erledigen Sie auch den Spaziergang nicht auf die Schnelle. Alles Ungewöhnliche würde das Tier nur in unnötige Unruhe versetzen.
Sein tägliches Leben darf auf keinen Fall durcheinandergebracht werden. Richten Sie es so ein, daß Sie sich eine halbe Stunde vor dem Verlassen des Hauses nicht mehr zu sehr mit Ihrem Hund beschäftigen müssen. Gehen Sie dann direkt, ohne zu zögern aus der Wohnung. Schauen Sie ihn dabei entweder gar nicht an oder sagen Sie zu ihm mit fester Stimme: "Tschüß, bis später!" Gehen Sie bei der Rückkehr nicht zu sehr auf seine Freudentänze ein, und heucheln Sie Gleichgültigkeit, bis er sich beruhigt hat. Dann können Sie ihn streicheln. Manchmal kann es vorkommen, daß Sie in kleines "Malheur" oder ein zerrupftes Kissen vorfinden. Reagieren Sie jedoch nicht negativ darauf, sondern entfernen Sie alles möglichst diskret. Das Tier würde sonst nur die Bestrafung mit Ihrer Rückkehr und seinem Freudentanz verbinden und den wahren Grund für die Bestrafung nicht verstehen.
Die maximale Dauer, einen Hund allein zu lassen, ist ein ganzer Arbeitstag. Lassen Sie ihn nur in Ausnahmefällen über Nacht alleine, und verstecken Sie sich nicht fälschlicherweise hinter dem Vorwand, ein Hund besitze ohnehin kein Zeitempfinden. Lassen Sie ihn auch niemals als Wachposten zurück, wenn Sie in Urlaub fahren, denn nur die Besuche der Nachbarn zum Füttern werden ihm kein ausreichender Trost in seiner Einsamkeit sein. Wenn Sie nicht wissen, wohin mit Ihrem Hund in der Urlaubszeit, dann schaffen Sie sich erst gar nicht einen Hund an!
Wie können Tiere die Zeit wahrnehmen, ohne ein Meßinstrument zu besitzen? Bei höheren Säugetieren dient im allgemeinen der Wechsel zwischen Tag und Nacht als Orientierungspunkt, aber es ist durchaus möglich, daß dies für Hunde nicht unbedingt von Bedeutung ist. Sie spüren jedoch die lange Abwesenheit ihres Frauchens oder Herrchens und unterscheiden zwischen zwei Minuten, zwei Tagen ... . Aber man weiß immer noch nicht, auf welche Weise ein Hund die verstrichene Zeit wahrnimmt.
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