Grundregeln der Erziehung
Wollen Sie aus Ihrem Hund ein zivilisiertes Wesen machen, das sich führen und lenken läßt und mit dem Sie nicht den Ärger Ihrer Mitmenschen auf sich ziehen? Dann müssen Sie sich für das Einüben der grundlegenden Verhaltensmuster viel Zeit nehmen. Begehen Sie jedoch nicht den Fehler, mit den Gehorsamsübungen zu früh anzufangen. Gehen Sie immer Schritt für Schritt vor. Im Alter von drei Monaten muß der Welpe erst einmal stubenrein sein, an der Leine laufen und auf seinen Namen reagieren. Kann er das, können Sie beginnen. Überlegen Sie immer, was das einzelne Kommando bedeutet.
Erziehen Sie Ihren Hund von Anfang an dazu, auf Ihre Körpersprache und Ihre Worte zu hören. Und geben Sie jedes Kommando "doppelt" - über Gesten und Wörter. Das hat viele Vorteile: Wenn Sie z. B. einen Hund zum Sitzen bringen wollen, der außer Rufweite ist, kann er Ihre Körpersprache noch erkennen. Er wird auch, wenn es in unmittelbarer Umgebung sehr laut ist, auf Hand- oder Armzeichen folgen, und Sie müssen sich nicht die Seele aus dem Leib schreihen.
"Hier" oder "Komm her" "Hier" heißt, der Hund soll kommen, also signalisieren Sie ihm, daß Sie ihn freundlich empfangen werden. Gehen Sie nicht mit Ihrem Oberkörper nach vorne, dominieren Sie nicht durch eine steife Haltung, jagen Sie ihn nicht weg, indem Sie auf ihn zugehen. Öffnen Sie sich, gehen Sie notfalls rückwärts, bleiben Sie aufrecht. ihr gerufenes "Hier" wird in Zukunft bedeutend besser funktionieren, wenn Sie nicht stocksteif stehenbleiben, sondern den Hund mittels Körpersprache unterstützen und heranziehen. Besonders wenn er abgelenkt wird, etwa von anderen Hunden.
"Sitz!" Dieser Befehl ist äußerst wichtig für die Beherrschung des Hundes. Nichts ist unangenehmer als ein aufgedrehtes Tier, das Sie beim Nachhausekommen ständig anspringt oder das sich wie ein Verrückter aufführt, sobald es merkt, daß Sie die Leine für einen Spaziergang in die Hand nehmen oder sein Futter zubereiten. Sitzend zu warten ist für den Hund eine extrem wichtige Übung der Selbstkontrolle. Er muß lernen, seine Triebe zu beherrschen - bei einem übermütigen Hund eine schwierige , aber lösbare Aufgabe. Nutzen Sie bei Ihrem Welpen die Momente, in denen er sich von selbst setzt, und loben Sie ihn dann. Sie können auch direkt auf ihn einwirken: Drücken Sie ihm leicht in die Lenden, heben Sie seinen Kopf an, damit er sich nicht hinlegt, und wiederholen Sie sanft den Befehl "Sitz!". Sobald er wieder steht, sollten Sie die Übung wiederholen. Führt er sie tadellos aus, belohnen Sie ihn mit einer kleinen Leckerei. Setzt er sich nicht oder springt nach einer Sekunde gleich wieder auf, gibt es keine Belohnung, aber auch keine Strafe! Er wird schnell die Bedeutung des Wortes "Sitz" erfassen und es mit einer angenehmen Sache verbinden.
"Sitz" ist ein aufrechtes Kommando, also bücken Sie sich nicht hinunter zu Ihrem Hund. Er wird durch die Dominanz ins Platz gedrückt, oder aber er weicht aus. Nachdruck können Sie Ihrem Sichtzeichen verleihen, wenn Sie sich leicht nach vorne beugen.
Machen Sie eine kleine Übung: Ihr Hund soll vor Ihnen sitzen. Nun gehen Sie rückwärts weg vom Hund, Ihre Hände winken den Hund heran, wie wenn Sie ihn mit einer unsichtbaren Leine mitziehen möchten. Ein Hund mit Bindung wird Ihnen nachgehen. Um die Lektion zu vertiefen, können Sie ihn gelegentlich mit einem Leckerchen in der Hand locken, der Hund soll Ihnen etwa zehn Meter nachgehen, dann erhält er seine Belohnung.
"Platz!" Wenden Sie für diesen Befehl die gleiche Methode wie für "Sitz!" an. Zunächst muß er aber das neue Wort lernen. Üben Sie mit ihm erst an einer Stelle, wo er sich gerne aufhält, beispielsweise in seinem Körbchen. Später können Sie die Übung dann auch woanders machen, indem Sie auf den Boden zeigen und den Befehl "Platz!" wiederholen. Loben Sie ihn immer wieder, wenn er Ihren Befehl gehorsam ausführt. Legt er sich auf den Rücken, gibt es kein Lob! Setzt er sich, so sollten Sie versuchen, mit der einen Hand auf seinen Rücken zu drücken (sanft!) und mit der anderen seine Vorderläufe nach vorne zu ziehen. Ist er dann in gewünschter Haltung, können Sie ihn wieder loben und ihm eine kleine Leckerei verabreichen.
Aufstehen: Nimmt Ihr Hund an einer Hundeausstellung teil, muß er auf die Aufforderung der Richter im Stehen vorgeführt werden. Ein Vierbeiner neigt jedoch immer dazu, sich hinzusetzen oder hinzulegen, wenn Sie mit ihm längere Zeit irgendwo stehenbleiben. Also muß er zum Stehen gebracht werden. Sobald er sitzt oder liegt, sollten Sie niemals kurz an der Leine ziehen oder ihm eine Leckerei vor die Nase halten und ihn dadurch zum Stehen ermuntern. Sie können auch einfach einen Schritt nach vorne tun; da er Ihnen natürlich folgen will, wird Ihr Hund sofort aufstehen.
"Bleib!" Aber nicht zu lange: Beherrscht er die Befehle "Sitz" und "Platz", muß er lernen, in einer bestimmten Position längere Zeit zu verharren. Das ist eine schwere Aufgabe, die dem Hund viel Selbstkontrolle abverlangt, aber dieses Kommando ist eines der wichtigsten zur Führung des Hundes. Befehlen Sie ihm erst "Sitz - Bleib!" oder "Platz - Bleib!" und bewegen Sie sich daraufhin langsam von ihm weg, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Gehorcht er, muß er gelobt werden; ein scharfes "Nein" ist notwendig, wenn er Ihnen folgen will. Nach zahlreichen Versuchen wird er verstehen, was Sie von ihm verlangen. Später können Sie nach diesem Befehl für einige Sekunden aus seinem Blickfeld verschwinden und diese Zeit nach und nach verlängern. Aber denken Sie daran, daß selbst der wohlerzogenste Hund nicht länger als eine Viertelstunde an einem Ort verharrt.
"Fang mich doch": Findet Ihr Hund Freßbares auf der Straße, spielt sich meistens folgendes ab: Der Mensch ruft "Aus" oder "Pfui", trampelt mit einem Fuß auf dem Boden, geht dabei einen Schritt nach vorne und klatscht vielleicht mit den Händen. Ein Hund, der Sie ernst nimmt, wird darauf vielleicht richtig reagieren und das Fressen nicht nehmen. Die meisten Hunde aber schnappen sich schnell das Futter, rennen hektisch und manchmal triumphierend davon und fressen ihre Beute. Der Mensch läuft hinterher und verliert rapide an Ansehen.
Üben Sie mit Ihrem Hund die Lektion, es ist meines und niemals deines! Befestigen Sie dazu einen Kauknochen oder ähnliches, was der Hund nicht sofort verschlucken kann, an einem Seil und binden Sie es an einen Baum. Stellen Sie sich etwa einen Meter daneben. Ihre Körperhaltung ist dominant. Sie wollen erfolgreich Ihr Futter verteidigen, also zeigen Sie Ihrem Hund, was Sie meinen. Stehen Sie aufrecht, machen Sie sich ein wenig groß und steif. Will der Hund an Ihre "Beute", dann sagen Sie ernst, ohne Lächeln, ohne Wut, ein tiefes "Nein". Ihr Hund wird sie verstehen. Will er das Futter dennoch nehmen, greifen Sie ihm kurz über die Schnauze.
Präparieren Sie in den nächsten Tagen den Weg mit Futter, das der Hund nicht sofort verschlingen kann und führen Sie ihn an einer 10-Meter-Leine und üben Sie mit ihm. Ist Ihr dominantes "Nein" erfolgreich, geht er also nicht zum Futter auf der Straße, dann werden Sie sofort weich, loben Sie ihn, rufen ihn zu sich und geben ihm aus Ihrer Hand eine Belohnung. Er soll nicht lernen, zu verzichten, denn sonst nimmt er die Beute frißt sie eben heimlich. Möchte er das Futter nehmen, sagen Sie ernst "Nein", ziehen Sie ihn freundlich, aber bestimmt mit der Leine vom Futter weg. Rufen Sie ihn zu sich und belohnen Sie ihn. Ihr Hund hat Ihnen dann allerdings mitgeteilt, daß er Ihr "Nein" nicht ernst nimmt. Ohne das Hilfsmittel Leine wären Sie chancenlos gewesen. Trainieren Sie weiter. Nicht das Verbieten, sondern Ihre Körperhaltung und Ihren Einfluß auf Ihren Hund.
Er muß überall gehorchen: Machen Sie die Übungen mit ihm sowohl im Haus als auch in anderen Umgebungen wie im Garten oder auf der Straße sowie im Beisein von anderen Hunden und Personen. Wenn Sie mit Ihrem Hund draußen üben wollen, dann lassen Sie ihn erst mal richtig austoben. Hinterher ist er zufrieden und kann sich besser konzentrieren. Je eher Ihr Hund lernt, sich zu konzentrieren und in den verschiedensten Situationen auf Sie zu hören, desto eher können Sie ihm vertrauen. Lassen Sie Ihren Hund aber auch Hund sein und fordern Sie ihn nur auf, Ihre Befehle auszuführen, wenn diese auch begründet sein (außer natürlich während der Erziehungsphase).
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