Anatolischer Hirtenhund
Geschichte:
Die Entstehungsgeschichte des Anatolischen Hirtenhundes
geht über Jahrhunderte, ohne dass es schriftliche Ahnentafeln gibt - die großen, türkischen
Herdenschutzhunde wurden erst später durch die Westeuropäer katalogisiert und benannt. Es gibt
sehr viele alte türkische Herdenschutzhunde, aber es gibt auch Auseinandersetzungen darüber,
ob man sie in einzelne Rassen aufteilen oder zusammengefasst lassen sollte. Einige Züchter haben
in der Türkei in bestimmten eng umrissenen Bereichen, wo es eine ganze Reihe gemeinsamer Merkmale
gibt, ihr Zuchtmaterial ausgewählt und hieraus versucht, Einzelrassen zu formen. Andere Züchter
wiederum kamen in die Türkei und kauften türkische Herdenschutzhunde aus verschiedenen Bereichen.
Der türkische Name lautet "coban kopegi" - das heißt "Hirtenhund". Auf dieser breiten Grundlage
schuf man eine Rasse, die als Anatolischer Hirtenhund bekannt wurde.
Der Anatolian wurde ursprünglich als Kriegshund und zur Jagd auf Großwild (z. B. Löwen und Pferde)
eingesetzt. Die Hunde stammen direkt von den alten Herdenschutzhunden und Mastiffs des mittleren
Ostens ab. Heute wird die Rasse als wirksamer Beschützer türkischer Herden besonders in den
Grenzgebieten eingesetzt. In ihrer Heimat der Türkei ist Kraft und Schnelligkeit der Hunde geradezu
legendär, sie sind durchaus in der Lage, mit so gefährlichen Gegnern wie den Wölfen fertig zu werden.
Der Amerikaner Robert C. Ballard berichtet über seine abenteuerlichen Bemühungen um den Kauf
einiger anatolischer Junghunde: "Schließlich wurden wir aufs Land eingeladen, um den Vaterrüden kennen
zulernen. Er war stattlich - etwa 60 kg Gewicht, machte einen wilden Eindruck, insgesamt ein sehr
schöner Hund. Am eindrucksvollsten aber war die Hundekette, an der er vorgeführt wurde, schwer
genug um einen Traktor zu ziehen, und die Haltung des Vorführers, der so da stand, als erwarte er
jeden Augenblick, von dem Rüden davongezerrt oder umgeworfen zu werden." Ballard brachte die ersten
Exemplare dieser Rasse Ende der 60er Jahre nach Amerika.
Es ist türkischer Brauch, dass der Anatolier sein erstes Halsband bekommt, nachdem er seinen ersten Wolf
aufgespürt, eingeholt und getötet hat. In Wirklichkeit helfen diese Halsbänder, den Hund gegen den Wolf
zu schützen. So ein Halsband kann man mit einer Stachelhalskette vergleichen, die nach außen gedreht ist.
So kann der Wolf während eines Kampfes nur schwer an den verletzlichen Hals des Hundes gelangen.
Anhänger dieser Rasse in den USA fördern den Anatolier aktiv, viele sind Teilnehmer am Programm
zur Förderung von Herdenschutzhunden. Die Clubmitglieder halten Spezialausstellungen ab und arbeiten
nachhaltig daran, die Anerkennung des AKC zu erreichen. In England ist die Rasse anerkannt, auf größeren
Ausstellungen gibt es schon zahlreiche Wettbewerber einschließlich auf Crufts. Auch die FCI hat die Rasse
anerkannt. Der Anatolian Karabash Dog Club of Great Britain verlangt von diesen Hunden am Kopf Lohfarben
mit schwarzer Maske ("karabash" bedeutet "schwarzköpfig"). Der Anatolian Shepherd Dog Club of Great Britain
und der Anatolian Shepherd Dog Club of America sehen eine Vielfalt an Farben als normal und richtig an.
Wesen, Haltung:
Diese Rasse ist gegenüber allen anderen Hunden dominant, die Rüden beherrschen die Hündinnen.
Da Wölfe ihre natürlichen Feinde sind, sind Anatolische Hirtenhunde meist gegenüber allen anderen
Hunden mit Stehohren recht misstrauisch.
Ein Anatolier ist gegenüber seinem Herrn loyal, Fremden gegenüber misstrauisch, sie zeigen bereits im frühen Alter Schutztrieb. Planmäßige Erziehung zur Unterordnung und Sozialisation mit anderen Tieren werden nachhaltig empfohlen, wenn man diese Hunderasse als kontrollierbare Familienhunde halten möchte. Mit den Kindern in der Familie ist der Anatolier sanft und spielfreudig. Er lässt sich von Fremden nicht reizen. Die Besitzer unterstreichen, dass diese Hunde keine "sanften Riesen" sind. Eine formelle Einführung gegenüber Nachbarn, Freunden und dem Tierarzt ist sicherlich ratsam. Die Züchter empfehlen, für Lieferanten einen klaren Hinweis anzubringen, den vom Anatolier geschützten Bereich nicht zu betreten. Als entschlossener, aber loyaler Wachhund ist ein Anatolier seiner Familie, deren Eigentum und Haustieren gegenüber recht besitzbewusst. Es ist nicht anormal, dass sich ein Anatolier einen hohen Beobachtungsplatz aussucht, notfalls einen Abfallhaufen. Sein starker Territorialinstinkt veranlasst einen Hund ohne Familie oder zu schützendes Eigentum auch notfalls Müll zu bewachen. Gebell oder Knurren begrüßt stets den Eindringling. Ist dieser klug genug sich zurückzuziehen, greift der Anatolier nicht an. Wird er aber provoziert, hat er fair zuvor gewarnt, weicht einem Kampf nicht aus. Der stumpfe Fang und die tief angesetzten Ohren zeigen das Mastifferbe des Anatoliers. Seine Gestalt und Bewegungen vermitteln den Eindruck eines Löwen. Dies trifft besonders zu, wenn seine Ohren zu aufrecht stehenden Stümpfen kupiert sind, wie dies in der Türkei leider noch immer erfolgt. In der Erregung trägt der Hund die Rute über den Rücken gerollt. Seine Größe ist eindrucksvoll, die Junghunde wachsen sehr schnell heran. Entsprechende Aufzeichnungen ergeben, dass Welpen im Alter von sieben Wochen 7 kg wiegen, fünf Wochen später bereits 20 kg. Dies sind robuste Hunde, die zu Hause über ihr ganzes Leben in schwierigem Gelände und extremen klimatischen Verhältnissen vom bitteren Frost bis in die heißesten Tage unermüdlich arbeiten. Der Anatolier ist ein unempfindlicher Hund, leicht zu halten, selbständig denkend. Bei heißem Wetter gräbt er sich häufig Kuhlen bis ins kühlere Erdreich. Die Rasse schein einen besonders guten Geruchssinn zu haben. So beobachtete ein Hundebesitzer, wie sein Hund unermüdlich einen ganzen Stapel verschiedener Papiere auf einem Sessel mit den Pfoten bearbeitete. Als er ein Stück Papier, das sein Züchter in der Hand gehabt hatte, erreichte, legte er seinen Kopf darauf!
Ernährung, Pflege:
Der Anatolier hat eigentlich ständig Hunder Der Riese verschlingt täglich etwa 700 g Fleisch,
350 g Gemüse und 350 g Reis oder Nudeln, Vitamine und Mineralien nicht zu vergessen. Es ist nicht nur
wesentlich praktischer, sondern auch preiswerter, ihn von klein auf an Fertignahrung zu gewöhnen. Halten Sie
stets eine große Schüssel frischen Wassers für ihn bereit. Die richtige Menge ermitteln Sie, indem
Sie sein Körpergewicht mit etwa 30 bis 40 g Futter multiplizieren.
Sie brauchen nur regelmäßig das schöne Fell zu bürsten - das ist auch schon alles. Stellen Sie den Hund auf eine Kiste, so dass Sie ihn bequem bearbeiten können, und legen Sie los. Bürsten Sie das Fell kräftig in Wuchsrichtung, auf diese Weise lösen Sie Schmutz und tote Haare. Wenn Sie seine Ohren, Augen und Zähne sauberhalten, ihm regelmäßig die Krallen stutzen und auf den einwandfreien Zustand seiner Sohlenballen achten, bleibt der Anatolier eine prachtvolle Erscheinung.
Widerristhöhe: Zwischen 71 und 81 cm für beide Geschlechter.
Gewicht: Ca. 41 bis 64 kg für beide Geschlechter.
Farbe: In der Regel falbfarben mit schwarzer Maske, zuweilen gestromt, dreifarbig, weiß-schwarz
Andere Namen:Anatolian Karabash Dog, Anatolian Shepherd Dog
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