Hunderassen Billy

Billy

Geschichte:
Der Billy gehört zu einer relativ jungen Rasse, die erst Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich entstanden ist, dem ehemals berühmten Weißen Königshund jedoch verblüffend ähnlich sieht. Die Weißen Hunde des Königs waren prächtige Läufer; sie entstanden sehr wahrscheinlich im 16. Jahrhundert unter der Regentschaft Franz I. Lange Zeit setzten sich die königlichen Meuten ausschließlich aus diesen edlen Tieren zusammen. Erst Ludwig XV. bevorzugte eine andere Rasse, vernachläßigte die Weißen, so daß deren Bestand allmählich zurückging. Um 1725 waren sie dann ganz von der Bildfläche verschwunden.

Mehrere französische Laufhunde wurden gezielt miteinander gekreuzt, den überwiegenden Teil seiner Erbmasse verdankt Billy jedoch dem Poitevin. Benannt hat ihn sein Züchter, Gaston Hublot du Rivault, nach dem Familienbesitz, wo 1877 ein erster Wurf der neuen Rasse das Licht der Welt erblickte. Von Anfang an überwachte Hublot du Rivault die Auswahl der Zuchttiere peinlich genau und lehnte sogar das Angebot eines befreundeten Züchters ab, eine prächtige Saintongeois-Hündin beizusteuern. Das Gerücht, er habe auch Windhunde eingekreuzt, hielt sich dennoch hartnäckig...

Hublot du Rivault mag ein Pedant gewesen sein, für die von ihm entwickelte Rasse jedoch hat sich seine Mentalität ausgezahlt. Als Züchter achtete er genau auf die Fellfärbung seiner Hunde, die nur ganz helles, weißes oder orangefarbenes Haar tragen durften. Allenfalls ein Stich ins Bläuliche, Zitronengelbe oder verwaschen Milchkaffeefarbene war erlaubt. So wurde das Fell zum Markenzeichen der Rasse, verhieß es in Verbindung mit den schwarz umrandeten Augen und dem dunklen Nasenschwamm doch edle Vornehmheit, für die sich viele Jäger auch schon sehr schnell begeisterten.

Auch Billy blieb von den Folgen der beiden Weltkriege nicht verschont: Nach 1945 gab es so gut wie keinen reinblütigen Vertreter der Rasse mehr. Glücklicherweise beschloß Anthony Hublot du Rivault, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. In den 50er Jahren startete er mit dem Rüden vol-au-Vent und der Hündin Volga einen Wiederbelebungsversucht, aus dem Banco, Belle und Blondinette hervorgingen, drei echte Prachtexemplare. Inzwischen bestehen in Frankreich wieder mehrere Billy-Zuchten.

Die Hündin Blondinette entpuppte sich als ganz außergewöhnliche Hündin: Sie war nicht nur bildschön, sondern auch sehr fruchtbar und brachte im Lauf ihres Lebens insgesamt 78 Welpen zur Welt! Auch Darius und Dagobert zählten zu ihren Nachkommen, zwei in Fachkreisen bekannte Zuchtrüden, die in fast jedem Billy-Stammbaum zu finden sind.

Wesen, Haltung:
Seien zahlreichen Talente verdankt der Billy drei inzwischen ausgestorbenen französischen Jagdhunderassen. So lassen sich ein paar Tröpfchen britischen Blutes in seinen Adern nicht leugnen, denn einer dieser Vorfahren, der Larye, ging höchstwahrscheinlich aus einem großen, dreifarbigen Iren hervor. Der Céris dagegen, benannt nach seinen Züchter, war das Ergebnis einer Kreuzung aus Weißem Königshund und einem kleinen schweizerischen Laufhund im orange-weißen Fell. Als Dritter im Bunde gilt der Montemboeuf aus dem Limousin, ein direkter Nachkomme des Weißen Königshundes.

Heutzutage wird der Billy vor allem auf Rehe angesetzt. Für Wildschweine eignet er sich weniger, wenngleich er durchaus schnell genug ist, auch den rasanten Eber über weite Strecken zu verfolgen. Dann aber fehlt ihm der Impuls, seine Beute auch anzugreifen und festzusetzen. Der Billy bewegt sich vorwiegend im Galopp, einer Gangart, de er lange durchhalten kann. Seine athletischen Fähigkeiten in Verbindung mit der feinen Nase machen ihn zu einem Laufhund der Extraklasse. Des weiteren verfügt er über ein helles, klangvolles Bellen in den verschiedensten Tönen und paßt sich gut in eine Meute ein. Schon sein Vorfahr, der Céris, wurde vom Züchter in den höchsten Tönen gelobt: Er sei ehr einsatzfreudig, clever und geschickt, sitze einer falschen Fährte nicht lange auf und könne sich im Notfall auch selber helfen. Seine anfängliche Aufregung lege ich rasch, und sei die Jagd erstmal im Gange, agiere er ruhig und besonnen.

Gaston Hublot du Rivault, der "geistige Vater" des Billy, schwärmte vor allem vom Montemboeuf: Der Hund sei gut bei Stimme, sein Bellen ein wenig kurz, dafür aber weithin hörbar, und er verfüge über einen ausgezeichneten Riecher. Am liebsten pirsche er sich auf direktem Weg an Hirsche, Wölfe und Wildschweine heran und bewege sich dabei in beachtlichem Tempo. Hublot du Rivault begründete seine Zuchtwahl weiterhin mit dem tadellosen Charakter und der körperlichen Stärke des Montemboeuf, den er für einen der besten Jagdhunde überhaupt hielt. Zum Larye äußerte er sich ebenfalls ein namhafter Züchter, und zwar Graf Le Couteleulx de Canteleu, der die Rasse besonders für ihr klares, langgezogenes Bellen sowie die außerordentlich feine Nase bewunderte. Darüber hinaus lobte er ihre Beharrlichkeit bei der Arbeit, die zwar nicht den schnellen, in den meisten Fällen aber den größeren Erfolg garantierte.

Der Billy hat normalerweise mit Kindern nichts zu tun, lebt er doch unter Seinesgleichen im großen Zwinger. Falls die Kinder jedoch mal zu Besuch kommen, Vater oder Mutter zur Fütterung oder Säuberung begleiten, werden sie überschwenglich begrüßt und stürmisch willkommen geheißen. Billy mag Kinder, und seine Zuneigung äußert er manchmal geradezu umwerfend!

Da der Billy definitiv nicht zu Begleithund taugt, lassen Sie ihn am besten gar nicht erst ins Haus. Er gehört in den Zwinger zu seinen Kollegen, mit denen er sich normalerweise glänzend versteht. Streitigkeiten kommen unter Billys so gut wie gar nicht vor: Den ruhigen Tieren fehlt einfach die kämpferische Ader. Lediglich dominante Rüden haben bisweilen Probleme mit der herrschenden Hierarchie ... Halten Sie den Zwinger stets tadellos sauber, indem Sie ihn etwa alle vierzehn Tage mit Chlorwasser reinigen. Erholung findet er elegante Langsteckenläufer übrigens am liebsten in der Sonne, wo er stundenlang faulenzen kann. Der Zwinger sollte daher unbedingt ausreichen "Platz an der Sonne" für alle Bewohner bieten, aber auch schattige Ecken, in die sich die Hunde bei allzu großer Hitze zurückziehen können.

Ernährung, Pflege:
Der Billy ist ein sehr aktiver Hund, dem der Magen ständig in den Kniekehlen hängt. Wiegt er etwa 30 kg, so rechnen Sie täglich 450 g Fleisch, 220 g Gemüse und 220 g Reis oder Nudeln für ihn, ergänzende Vitamine und Mineralien natürlich zu vergessen. Wer eine ganze Meute beköstigen muß, entscheidet sich am besten für ein hochwertiges Fertigfutter, das ist praktisch und preiswerter. Während der Jagdsaison dürfen die Tiere ruhig mehr fressen - jetzt brauchen sie vor allem Proteine. Bringen Sie ihnen bei, sich nicht gleich auf die Näpfe zu stürzen, sondern hinter einer angehobenen Peitsche brav auf Herrchens oder Frauchens Kommando zum Fressen zu warten.

Sein raspelkurzes, hartes Fell braucht nicht viel Pflege. Hin und wieder ein paar Bürstenstriche - und die vorfnehme Blässe bleibt Ihrem Hund lange erhalten! Schützen Sie ihn jedoch unbedingt vor Parasiten, überzeugen Sie sich regelmäßig vom tadellosen Zustand der Sohlenballen, und halten Sie sein Gebiß und die Innenohren sauber.

Widerristhöhe: 60 bis 70 cm für Rüden, 58 bis 62 cm für Hündinnen.

Gewicht: 25 bis 30 kg für beide Geschlechter.

Farbe:
Reinweiß oder Milchkaffeeweiß oder auch weiß mit hellorangefarbenen oder zitronenfarbenen Flecken.

Durchschnittliche Lebenserwartung: 11 Jahre

Weitere Infos unter:

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