Landseer
Geschichte:
Ab Ende des 18. Jahrhunderts haben Seeleute Hunde aus Neufundland nach
England und Frankreich gebracht. Diese Hunde gab es in vielen
verschiedenen Farben: schwarze, braune, gelbe, rote, schwarz-weiß
gefleckte, falbfarbene in unterschiedlichen Nuancierungen... ein
zeitgenössischer Künstler, Edwin Landseer, beschloß, diese
spektakulären Molosser, die auf See unter anderem als Rettungshunde
dienten, auf seinen Bildern zu verewigen. Alle von Landseer gemalten Hunde
waren schwarz-weiß und wurden fortan nach diesem Maler benannt. Ein Bild,
das er 1838 fertig stellte, trug den Titel: A disinguished Member of the
Human Society (Ein würdiges Mitglied der menschlichen Gesellschaft).
Daraufhin wurde Edwin Landseer von der britischen Königin Victoria, die
sein Talent und seine Liebe zu den Hunden sehr schätzte, geadelt. Das
Gemälde von Edwin Landseer löste in der britischen Bevölkerung eine
große Begeisterung aus. Sie waren der Inbegriff des Retters von
Ertrinkenden. Wenn Leute auf der Straße einem auch nur ähnlichen
aussehenden Hund begegneten, dann riefen sie meist voller Begeisterung:
"Seht her, ein Landseer!"
Ob nun der schwarz-weiße Typ des Neufundländers damals sehr verbreitet gewesen ist, kann man heute nicht mehr genau sagen. Eine im Jahr 1831 von Matthew Cotes Wyatt geschaffene Statue zeigt einen Hund dieser Farbgebung, doch im allgemeinen dürfte der schwarz-weiße Neufundländer nicht mehr verbreitet gewesen sein, als der schwarze. Schließlich wurden die schwarzen Hunde immer beliebter und man begann insbesondere in Frankreich und in England mit der Zucht der schwarzen Neufundländer.
Obwohl der Landseer ja durch das Gemälde des Königlichen Hofmalers recht berühmt geworden war, geriet er mit der Zeit mehr und mehr ins Abseits. Am Vorabend des ersten Weltkrieges war er in England beinahe ausgestorben. In der Schweiz, in Deutschland und in Holland hatte sich dieser Hund hingegen etabliert, und die Züchter auf dem Kontinent kreuzten unter anderem auch Berghunde wie Bernhardiner und Pyrenäenberghund ein, um die Rasse zu verbessern. So veränderte sich diese Spielart des Neufundländers mit der Zeit und entwickelte sich mehr und mehr zu einer eigenen Rasse. Ab 1938 nahm sich ein Mann namens Otto Walterspiegel der Rasse an. Er kannte diese Hunde sehr gut und seine Landseerzucht hatte insgesamt über 40 Jahre Bestand. In den 60er Jahren wurde der Landseer schließlich von der Landseer schließlich von der Internationalen Dachorganisation des Hundewesens (F.C.I.) als eigene Rasse anerkannt.
Wesen, Haltung:
Der Landseer verdient wirklich Besseres, als nur im Schatten des
berühmten Neufundländers zu stehen. Er liebt das Wasser genauso wie sein
Bruder und ist ein ebenso exzellenter Wasserretterungshund. Der
Neufundländer ist sehr kompakt und hat eher die Statur eines Bärs,
während der Landseer hochbeiniger und quadratischer ist. Der Kopf des
Landseers ist nicht so breit, dafür aber länger, sein Stop ist weniger
ausgeprägt, seine Ohren sind größer, und sein Fell ist nicht so dick.
Insgesamt ist er größer als der Neufundländer und wirkt nicht ganz so
massig.
Er ist eng mit den europäischen Berghunden verwandt, und man könnte meinen, der Landseer fühle sich auf der Erde wesentlich wohler als im Wasser. Dem ist aber überhaupt nicht so! Er kann nämlich genauso gut schwimmen wie der Neufundländer und es macht ihm große Freude, an Wasserrettungsübungen teilzunehmen. Auf dem offenen Meer kann er zwei Kilometer weit schwimmen und hat schon Surfer, die abgetrieben waren, wieder zurück aufs Land gebracht. Auch Leute, die sich mit ihrer Luftmatratze zu weit hinaus gewagt hatten oder Boote, die von einer Strömung erfaßt worden waren, hat er wieder zurückgeholt. Außerdem ist er in der Lage, eine Rettungsboje, einen Ast, ein Seil oder ähnliches von einem Boot zum anderen zu bringen, oder bei Bedarf ein leichtes Plastikboot vom Ufer aus hinaus aufs Meer zu schleppen.
Manchmal ist der Retter aber einfach zu eifrig bei der Sache und will auch dann Leute retten, wenn man es gar nicht von ihm verlangt. Ist er z. B. mit seiner Familie im Urlaub am Meer, dann ist er ganz schnell im Wasser, um Kindern zu Hilfe zu eilen, die vor Vergnügen schreien und sich gegenseitig naß spritzen. Der Landseer denkt dann nämlich, sie würden ertrinken, und macht sich sofort an die Arbeit. Wenn Sie ihn also an einen bevölkerten Strand mitnehmen wollen, muß er unbedingt auf Rückruf reagieren, damit er keine Panik unter den Badegästen auslöst.
Zu Hause ist der Landseer ein lieber Kerl, der zwar ziemlich viel Platz beansprucht, dafür aber um so sympathischer ist! Er lanciert seine 60 Kilogramm zwischen Ihren Möbeln und Ihren geliebten Nippesfiguren hindurch, ohne irgendwelchen Schaden anzurichten. Dieser Koloß ist zwar als Welpe sehr ungestüm, doch wird er schnell vernünftig - allerdings nur unter der Bedingung, da er anständig erzogen wurde. Zu Fremden ist er sehr freundlich, denn er freut sich, neue Leute kennenzulernen, und er hat absolut nichts von einem furchteinflößenden Wachhund. Jedoch bellt er, wenn es notwendig ist, und seine imposante Statur wirkt sehr beeindruckend auf jeglichen Eindringling.
Dieser Kuschelbär ist nicht nur ein ideales Schmusetier und ein lustiger Spielgefährte, sondern auch ein zuverlässiger Beschützer, wenn sich die kleinen Racker im Wasser vergnügen. Ist er in der Nähe, so kann ihnen eigentlich kaum was passieren. Bringen Sie Ihren Kindern aber gleich von Anfang an bei, ihren vierbeinigen Kameraden zu respektieren.
Wenn Sie sich in einen Landseer verlieben, sollten Sie sich darüber klar sein, daß dieser Hund ziemlich viel Arbeit macht. Er hinterläßt überall im Haus seine Spuren. Natürlich können Sie ihn in einer Hundehütte halten, aber dann müssen Sie doppelt so viel mit ihm unternehmen wie sonst. Der Landseer ist nämlich kein sehr unabhängiger Hund und braucht es einfache, sehr viel Zeit zusammen mit Frauchen oder Herrchen zu verbringen. Sie wohnen weit wegen von der Küste und fürchten, daß Ihr Traumhund frustriert sein könnte? Keine Sorge: Auch gegen Süßwasser hat er nichts einzuwenden, unter der Voraussetzung, daß es sauber ist. Übrigens sollten Sie sich gleich an den Geruch nach nassem Hund gewöhnen!
Ernährung, Pflege:
Der Landseer ist ein echter Vielfraß. Er braucht ca. 700 g Fleisch
pro Tag, dazu 350 g gekochtes Gemüse und 350 g Reis. Einmal die Woche
kann man ihm statt Fleisch gekochten Fisch oder Innereien geben. Fügen
Sie seinem Futter Vitamine und Mineralstoffe hinzu, dann wird sein Fell
besonders schön. Ältere Landseer neigen mitunter zum Dickwerden, vor
allem, wenn sie nicht allzu viel Auslauf haben. Ist das der Fall, müssen
Sie Ihren Hund sofort auf Diät setzen. Der Welpe hingegen braucht bis zum
Alter von 1 1/2 Jahren besonders reichhaltiges Futter, damit aus ihm ein
kräftig gebauter, erwachsener Hund. Um die richtige tägliche Futtermenge
zu errechnen, muß man bei Welpen 30 bis 40 g Futter mit ihrem
Körpergewicht multiplizieren. Einem Landseer können Sie auch ohne
weiteres Fertigfutter geben, das kommt Sie wesentlich billiger und ist
praktischer als die Zubereitung von frischem Futter.
Dreimal in der Woche muß der Landseer gebürstet werden, und zwar vom Kopf über die Schultern zuerst nach vorne und anschließend nach hinten. Seine Flanken und seine Beine müssen immer in Fellrichtung gebürstet werden. Entwirren Sie sorgfältig die Knoten, die sich vorzugsweise hinter den Ohren und am Hals bilden (wegen dem Halsband). Beim Bürsten dürfen Sie allerdings nicht bis zur Haut vordringen, damit Sie seine dichte Unterwolle nicht beschädigen. Wenn Ihr Hund im Meer gebadet hat, dann müssen Sie ihn hinterher mit klarem Wasser abwaschen. Nehmen Sie aber kein Shampoo, denn sonst würde der Pelz die für diesen Hund so wichtige Wasserundurchlässigkeit verlieren.
Widerristhöhe: 72 bis 80 cm für Rüden, 67 bis 72 cm für Hündinnen.
Gewicht: 50 bis 60 kg für beide Geschlechter.
Farbe:
Grundfarbe des Haares ist ein
klares Weiß mit zerrissenen schwarzen Platten auf Rumpf, und Kruppenpartie; Hals, Vorbrust, Bauch, Läufe und Rute
müssen weiß sein; der Kopf ist schwarz, manchmal mit weißer Blesse.
Durchschnittliche Lebenserwartung: 12 Jahre
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