Hunderassen Eurasier

Eurasier

Geschichte:
Der Eurasier ist ein Spitz, und als solcher wird auch er immer wieder als direkter Nachfahre des steinzeitlichen Torfhundes (Canis familiaris palustris), der häufig auch Torfspitz genannt wird, bezeichnet. Eine solche Abstammungstheorie ist jedoch kaum haltbar, da die Linie von der Steinzeit bis zur modernen Hundezucht viel zu viele Lücken aufweist. Außerdem weiß man nicht genau, wie der Steinzeithund tatsächlich ausgesehen hat. Aus den Knochenfunden lassen sich ja keine Rückschlüsse auf das Fell oder die Art der Rute ziehen. Allerdings kann man davon ausgehen, daß spitzartige Hunde schon sehr früh und an verschiedensten Orten der Welt auftraten und somit mit Sicherheit zu den ältesten Formen des Haushundes gehören.

Wie ist nun der Eurasier entstanden? In der Familie der Spitze gibt es zwei verschiedene Linien: Eine asiatische Linie mit dem Chow-Chow und eine europäische mit dem Wolfsspitz. In den 50er Jahren hatten deutsche Züchter die Idee, einen Hund zu schaffen, der die Vorzüge beider Linien in sich vereinigte. Die Forschungen zu dieser neuen Zucht, an deren Anfang ein Chow-Chow-Rüde und eine Wolfsspitz-Hündin standen, wurden von Wissenschaftlern der Universität geleitet.

Im Laufe der Zeit traten bei der neuen Rasse Inzuchtprobleme auf. Um ihnen entgegenzuwirken, hat man Anfang der 70er Jahre Samojeden eingekreuzt und die Rasse, die zunächst noch „Wolf-Chow“ hieß, in Eurasier umbenannt. Am 27. Februar 1973 wurde der Eurasier dann von der FCI, dem Internationalen Kynologischen Verband, anerkannt. Seitdem sind die Anforderungen an die Züchter dieser Rasse noch strenger, denn die FCI ist immer darauf bedacht, eine Rasse optimal zu erhalten. Der Eurasier-Klub hat nicht zum Ziel, diese Rasse um jeden Preis einem großen Publikum zugänglich zu machen, denn was den Mitgliedern dieses Vereins am wichtigsten ist, ist Qualität, nicht Quantität. Inzwischen gibt es den Eurasier, wenn auch nicht in großer Anzahl, schon in etlichen Ländern: In Österreich, der Schweiz, in Kanada, in den USA, in Spanien, in Frankreich und in Deutschland.

Die Bezeichnung „Eurasier“ geht zurück auf den Züchter und Gründer der Rasse Julius Wipfel. Sie ist eine Kombination aus den Worten „Europa“ und „Asien“ und weist so auf die Herkunft der drei Ursprungsrassen hin: Asien steht für Chow-Chow und Samojede, Europa für den Wolfsspitz.

Wesen, Haltung:
Der Eurasier vereint die besten Eigenschaften des Chow-Cow und des Wolfsspitzes in sich. Er hat den katzenartigen, stolzen und unabhängigen Charakter des Chow-Chow und ist gleichzeitig so verspielt, lebhaft und extravertiert wie der Wolfsspitz. Man hat mit ihm sozusagen Zwei in Einem! Eine sehr gelungene Züchtung also, von Hundefachleuten wegen der ausgeprägten Persönlichkeit überaus hoch geschätzt.

Die Verhaltensmerkmale des Eurasiers sind bei seiner Zucht von besonderer Bedeutung, denn dieser Hund entstand ja nicht zufällig, sondern er ist ein Produkt minutiöser Forschungen deutscher Verhaltensforscher. Im Rassestandard des Eurasiers sind seine besonderen Vorzüge in wenigen Zeilen zusammengefaßt: „Selbstbewußt, ruhig, ausgeglichen mit hoher Reizschwelle, wach- und aufmerksam, ohne lautfreudig zu sein; mit stark ausgeprägter Bindung an seine Familie; Fremden gegenüber zurückhaltend, ohne aggressiv zu sein; ohne Jagdtrieb. Zur vollen Ausbildung dieser Merkmale braucht der Eurasier ständigen, engen häuslichen Kontakt zu seiner Familie und eine verständnisvolle, jedoch konsequente Erziehung.“ Der Eurasier kann also problemlos im Haus oder in der Wohnung gehalten werden, er ist lebenslustig und freundlich, legt aber dennoch immer eine gewisse Diskretion an den Tag. Er ist sehr anhänglich, ohne an seinem Herrchen oder Frauchen zu kleben; er bleibt immer ein wenig zurückhaltend und wird nie aufdringlich. Sowohl bei Hunde- als auch bei Katzenliebhabern kommt er aufgrund seines Charakters gut an, und er ist einer der ausgeglichensten und angenehmsten Haushunde, die es gibt.

Fremden gegenüber ist er anfangs immer etwas schüchtern und eher distanziert. Dank seiner Größe, seines beeindruckend dicken Fells und seines Hanges, seine Familie schützen zu wollen, kann er sogar als Wachhund eingesetzt werden. Natürlich ist er niemals bissig und wirklich gefährlich. Er ist nicht aggressiv und begnügt sich damit, eventuelle Eindringlinge zum Rückzug zu zwingen. Freunden der Familie gegenüber wird der Eurasier schnell zutraulich, und mögen sie sich auch noch so wenig für ihn interessieren. Doch nicht zu jedem ist er gleich freundlich: Er demonstriert schon sehr deutlich, wen er ganz besonders mag und wen eben weniger.

Der Eurasier hat eine starke Persönlichkeit, und er ist kein Hund, der sich leicht unterordnet und so problemlos ausbilden läßt wie ein Vorsteh- oder ein Schäferhund. Er nimmt sich ganz gerne gewisse Freiheiten heraus. Doch wenn sein Herrchen oder Frauchen ihm konsequent gegenübertreten, ist er eigentlich ziemlich einfach zu erziehen.

Zwar wirkt er manchmal etwas stolz, aber im Grunde ist er ein recht schelmischer Bursche, der sehr lebhaft sein kann, wenn er Gelegenheit hat, mit Kindern zu spielen. Mit großem Eifer läuft er dem Ball hinterher, aber auch ausgiebigen Streicheleinheiten gegenüber ist er nicht abgeneigt. Sein dickes Fell ist herrlich weich und lädt zum Knuddeln nur so ein. Doch Vorsicht, der Eurasier ist kein Stofftier und will wie ein Hund behandelt werden. Das müssen Ihre Kinder lernen.

Dank seiner Anpassungsfähigkeit, seiner Aufgeschlossenheit und seiner Ruhe kann man den Eurasier ganz gut in einer Wohnung halten. Er braucht jedoch einen Balkon, eine Terrasse oder einen kleinen Garten, um frische Luft schnappen zu können, wann immer ihm danach ist. In der Stadt muß man ungefähr viermal am Tag mit ihm Gassi gehen, am Besten immer eine große Runde und nicht nur eben mal schnell um die Ecke, damit er sein Geschäft verrichten kann. Dieser sportliche Hund braucht unbedingt viel Bewegung, und es ist von Vorteil, wenn es in Ihrer Nähe eine freie Fläche gibt, wo nicht soviel los ist und wo er frei laufen und sich so richtig austoben kann. Viel wohler als in einer Stadtwohnung fühlt sich der Eurasier natürlich in einem Haus mit einem großen Garten. Wenn er zu Hause mehr Bewegungsfreiheit hat, ist er viel lebhafter und verspielter, als wenn er nur auf engem Raum gehalten wird. Zwar kann er ganz gut allein sein, doch das ist noch lange kein Grund, ihn ein ganzes Wochenende zu Hause zu lassen. Für den Eurasier ist es wichtig, sein Herrchen oder Frauchen mindestens jeden Morgen und jeden Abend zu sehen. Mit anderen Hunden kommt er im allgemeinen sehr gut aus.

Ernährung, Pflege:
Ein durchschnittlich schwerer Hund dieser Rasse braucht etwa 350 g Fleisch oder Fisch pro Tag, 175 g weichgekochten und gut abgetropften Reis, 175 g gekochtes Gemüse (Karotten, grüne Bohnen, Salat...). Mischen Sie einen Teelöffel Hefe unter sein Fressen, einen Teelöffel Maiskeim- oder Sonnenblumenöl oder die Tagesdosis eines Mineralstoff- und Vitaminpräparats. Denken Sie daran, daß er immer genügend sauberes, frisches Wasser zur Verfügung haben muß. Wenn Ihr Hund Knochen mag, geben Sie ihm Kalbs- oder Rinderknochen, aber keine Hühner- oder Hasenknochen, denn die zersplittern leicht in kleine spitze Teilchen, wenn er sie zerbeißt, und die Gefahr ist groß, daß sie sich in seiner Kehle oder seinem Darm festsetzen.

Dieser Hund mit dem dicken Fell muß mehrmals pro Woche gründlich gebürstet werden. Bevor Sie anfangen, legen Sie sich am besten alles, was Sie brauchen, zurecht: Eine harte Bürste aus Queckenwurzeln, eine Metallbürste, einen Striegel, einen Metallkamm, eine Babynagelschere. Um ihn zu bürsten, stellen Sie ihn am besten auf einen Tisch oder eine Kiste, so daß er mit Ihnen auf gleicher Höhe ist. Bürsten Sie ihn mit dem Strich, um Schutz und lose Haare aus seinem Fell zu entfernen. Wenn Sie in seinem Fell Haarknubbel oder Knoten entdecken, die sich nicht mehr entwirren lassen, dann schneiden Sie sie vorsichtig mit der Schere in Fellrichtung heraus.

Widerristhöhe:
Bei Rüden zwischen 52 und 60 cm, Hündinnen zwischen 48 und 56 cm.

Gewicht: Bei Rüden 23 bis 32 kg, bei Hündinnen 18 bis 26 kg.

Farbe:
Alle Farben und Farbkombinationen sind zugelassen, ausgenommen Reinweiß, weißgescheckt und leberfarbig.

Durchschnittliche Lebenserwartung: 14 bis 15 Jahre

Weitere Infos unter:

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