Hunderassen Italienisches Windspiel

Italienisches Windspiel

Geschichte:
Im Jahr 1956 entdeckte man bei Ausgrabungen in Sakkara südwestlich von Kairo das Grab einer Königin, die um etwa 3200 v. Chr. gestorben war. Ganz entgegen den damaligen Gepflogenheiten gab es keinen Beistand von Sklaven, die sonst immer mit ihrer Herrscherin in den Tod gingen. Stattdessen fand man nach weiteren Ausgrabungen jedoch unweit des Eingangs zur Grabstätte das Skelett eines kleinen Hundes von etwa 40 cm Länge und 38 cm Schulterhöhe. Ob es sich dabei tatsächlich um einen Vorfahren des Italienischen Windspiels gehandelt hat - wie häufig behauptet wird - ist heute nicht mehr nachprüfbar. Auch Kleopatra (60 - 30 v. Chr.) soll kleine Windhunde gehalten und gezüchtet haben, die dann mit Cäsar und seinen Offizieren nach Italien gelangt seien.

Viele Künstler haben das italienische Maskottchen in ihren Werken verewigt. Als Besucher des Pio Clementino-Museums im Vatikan kann man die Statue eines Windspiels in Lebensgröße bewundern; sie entstand im ersten Jahrhundert vor Christi Geburt. Während der Renaissance hielt die Rasse dann auch in anderen europäischen Ländern Einzug und wurde begeistert empfangen. Zu den prominentesten Haltern zählten Franz I., Herzog von Lothringen, Ludwig XIV., Katharina von Medici und Friedrich der Große, der sogar selbst Windspiele züchtete.

Ende des 19. Jahrhunderts entstand im Norden Englands der Whippet, der bald sowohl in England als auch auf dem Kontinent eine beachtliche Zahl von Liebhabern fand und den bisher unangefochtenen, italienischen Liebling im Handumdrehen von seiner Spitzenposition verdrängte. Daher wurde schnell ein Standard festgelegt, der die Größe des Windspiels beträchtlich herabsetzte. Damit zählte es zur Kategorie der Toys, und das Windspiel degenerierte zu einem schwächlichen, krummbeinigen Knochengerüst mit riesigen Kugelaugen. In den 20er Jahren sorgte dann ein italienischer Senator für eine Wiederbelebung der Rasse in ihrer Heimat. Parallel starteten Deutschland und Frankreich einen Neuanfang. Die Italiener verabschiedeten schließlich im Jahr 1968 einen Standard, der die ursprünglichen Maße wieder aufnahm.

Der französische Schriftsteller Alphonse Lamartine (1790 - 1869) liebte Hunde und besaß mehrere Italienische Windspiele. Eines Tages verschenkte er einen seiner Welpen an eine Freundin und gab ihr den Rat, das Tier bei Husten mit Malve zu füttern. Mit Ärzten stand er offenbar auf Kriegsfuß, denn er erklärter ihr weiter: "Die Mediziner haben bis heute nicht erkannt, daß das Windspiel kein Hund ist, sondern ein vierbeiniger Vogel..."

Wesen, Haltung:
Zu den Lieblingsbeschäftigungen des kleinen Windhundes zählt die Jagd auf den künstlichen Hasen. Hier läuft er zur Hochform auf! Sowohl bei nationalen als auch bei internationalen Wettbewerben ist die Rasse vertreten - außer in Großbritannien, wo sie zu den Toys zählt und daher nicht an Windhundrennen teilnehmen darf. In anderen Ländern landet das Windspiel stets auf einem der vorderen Plätze. Die schnellsten Hunde erreichen auf eine 270 bis 350 m langen Strecke eine Geschwindigkeit von 11 bis 12 m pro Sekunde! Gut trainiert erreicht ein Windspiel eine Geschwindigkeit bis über 42 km/h.

Der einzige Nachteil des Italienisches Windspiels ist seine Überempfindlichkeit. Wer so einen Hund trotzdem hält, muß auf sein sensibles Wesen Rücksicht nehmen, denn nur dann entwickelt sich dieser Hund richtig und sein Besitzer hat einen wertvollen Gefährten an seiner Seite. Das Italienische Windspiel hat ein ausgesprochen feines Gespür für Stimmungen. Ist sein Herrchen mal schlechter Laune, bemüht sich der kleine Hund nach Kräften ihn wieder aufzuheitern indem er sein ganzes Spielzeug herbeischleppt, Luftsprünge macht, albert herum und tut einfach alles, um dem geliebten Menschen ein Stück von seiner gewaltigen Lebensfreude abzugeben. Aber manchmal zieht sich das Windspiel auch mal zurück. Dann liegt er in seinem Körbchen und entspannt sich. In einem sportlich aktiven Haushalt entwickelt sich der kleine Schelm schnell zum rührigen Energiebündel. Aber auch bei ruhigen, häuslichen Menschen fühlt er sich wohl, wenn er nur jeden Tag genügend Auslauf bekommt.

Der kleine Windhund ist sehr anhänglich und verschmust. Im Gegensatz zu seinen hochbeinigen Sprint-Kollegen geht dieser Hund nie auf Abstand, hängt einem jedoch auch nicht ständig am Rockzipfel. Als einziger Windhund überhaupt ordnet er sich unter und gehorcht - zwar nicht aufs Wort, zeigt aber guten Willen. Im Grunde ist er sehr ausgeglichen, man sollte jedoch auf sein äußerst sensibles Nervenkostüm aufpassen, denn gereizte Stimmung oder lautes Geschrei lassen das Windspiel schnell nervös werden. Insgesamt ist er den eher ruhigen Tieren zuzurechnen. Als junger Hund bellt er zwar sehr viel, das legt sich aber im Erwachsenen alter dann von ganz alleine.

Falls das Italienische Windspiel in der Wohnung gehalten wird, muß man mit ihm mehrmals täglich spazieren gehen. Außerdem freut er sich über häufige Fahrten aufs Land. Bekommt der Hund zu wenig Auslauf, entwickelt er sich schnell zum Stubenhocker, gewöhnt sich ans bequeme Leben und wird faul und träge. Im Garten kann er sich die Zeit vertreiben und frischen Fähren nachspüren. Langweilig wird ihm dabei nie! Wenn es in der Nähe eine Hunderennbahn gibt, dann wäre das wunderbar für das körperliche und seelische Gleichgewicht des Windspiels.

Das Italienische Windspiel gehört nicht gerade zu den fruchtbaren Rassen. Ein- bis zweimal im Jahr gebärt die Hündin je 2 bis 3 Welpen, wobei ihr die Geburt gewöhnlich keinerlei Schwierigkeiten bereitet. Die spärliche Vermehrung ist wohl physiologisch bedingt bei diesen zart gebauten Hunden.

Ernährung, Pflege:
Das Italienische Windspiel ist mit seinem Futter nicht anspruchsvoll. Er hat einen gesunden Appetit und ist auch mit Fertigfutter zufrieden, solange diese vitamin- und mineralreich ist. Wenn ein Welpe ins Haus gekommen ist, sollte man ihm eine Umgewöhnungszeit von 8 bis 15 Tagen gewähren, bis man ihn mit einem anderen Futter ernährt. Pro Kilogramm Körpergewicht rechnet man etwa 50 g Fleisch. Nach dem 6. Lebensmonat geht man langsam auf 30 g runter und reduziert die Menge bis zum 18. Lebensmonat auf nur noch 20 g Fleisch pro Kilogramm Körpergewicht. Dazu gibt es Reis oder Nudeln sowie Gemüse (Möhren, grüne Bohnen, gekochten Salat...). Für weitere Vitamine sorgen ein Löffelchen Sonnenblumenöl und Hefeflocken.

Die Fellpflege braucht keiner allzu großen Aufmerksamkeit. Ab und an wird der Hund gebürstet um tote Haare zu entfernen. Gebadet werden, sollte der Hund nur, wenn er richtig schmutzig ist. Die gefalteten Ohren dagegen fordern schon mehr Aufmerksamkeit. Tierarzt oder Apotheke halten eine Speziallösung bereit, mit der man die versteckten Unreinheiten entfernen kann. Vorsicht ist geboten, wenn das Thermometer im Sommer steil in die Höhe klettert! Das Fell des Windspiels sollte befeuchtet werden und der Hund sollte immer ausreichend Wasser im Napf bereit stehen haben. Wenn es kalt wird, braucht er beim Spaziergang ein Mäntelchen.

Widerristhöhe: Zwischen 32 und 38 cm.

Gewicht: Durchschnittlich 4 kg, höchstens jedoch 5 kg.

Farbe:
Einfarbig grau, schiefergrau, schwarz, isabellfarben; Weiß an der Vorderbrust und an den Pfoten ist zulässig.

Durchschnittliche Lebenserwartung: 12 bis 14 Jahre

Andere Namen: Piccolo Levriero Italiano, Italian Greyhound.

Weitere Infos unter:

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