Bluthund
Geschichte:
Die Vorfahren des heutigen Bluthundes lebten zur zeit Wilhelm des
Eroberers in England und waren dort unter dem Namen "Bloodhound"
bekannt. Aber eigentlich ist der Bluthund belgischer Herkunft, denn ein
wichtiger Ahnenzweig führt in die Ardennen. Schon im 14. Jahrhundert
hatte der begeisterte Jäger Graf Gaston Phoebus erkannt, daß der dort in
einem Kloster gezüchtete Hubertushund für die Jagd hervorragend geeignet
war. Schnell hatten sich die Vorzüge des Hubertushundes herumgesprochen:
Von den Ardennen nahm er seinen Weg durch ganz Frankreich bis hinunter an
die Mittelmeerküste. Die meisten französischen Hunderassen haben etwas
von seinem Blut in den Adern.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam der Bluthund nach Virginia, der ersten englischen Kolonie in Nordamerika. Dort wurde er im 18. Jahrhundert mit dem Foxhound und wahrscheinlich auch mit verschiedenen Terriern gekreuzt. Auf diese Weise entstand der "Coonhound", der für die Waschbärenjagd eingesetzt wurde. Der Name dieses Hundes hängt mit "raccoon", der englischen Bezeichnung "Waschbär" zusammen.
Die Mönche widmeten sich intensiv der Arbeit an der Zucht dieser Rasse. Jedes Jahr schenkten sie dem König von Frankreich ihre sechs schönsten Welpen. Auf diese Weise wurde der Hubertushund zum berühmtesten Hund des absolutistischen Ancien Régime. Mit dem Beginn der Revolution im Jahr 1789 bracht diese Tradition allerdings ab und innerhalb von nur wenigen Jahren sank der Bestand der Hubertushunde dramatisch ab. Glücklicherweise fand sich Ende des 19. Jahrhundert ein Förderer: Graf Le Couteulx de Canteleu, der die Rasse vor dem Aussterben bewarten, indem er einige Hunde aus England holte und sie mit den restlichen, in Frankreich verbliebenen Tieren zusammenbrachte. Auf diese Weise zog er mehr als 300 Bluthunde groß und sicherte damit den Bestand der Rasse bis in die heutige Zeit.
Wesen, Haltung:
Der Bluthund ist, obwohl er so niedlich und besorgt aussieht, alles
andere als das. In jungen Jahren läßt er sich kaum bändigen, später
wird er ein echter Dickkopf; Strafpredigten und sogar Schläge nimmt er
sehr übel und vergißt sie niemals. Trotzdem wird er heute nicht nur zur
Jagd eingesetzt, sondern ist auch ein beliebter Begleithund. Wenn man
nicht gleich von Anfang an diesem Hund sagt, wo es lang geht, dann macht
er was er will. Er ist groß, schwer und kräftig, neigt aber zu
Kleinlichkeit und reagiert oft sehr trotzig. Aber wenn er erst mal
erwachsen und gut erzogen wurde, dann ist er durchaus ein angenehmer
Zeitgenosse. Der Bluthund hat einen guten Charakter und passt sich dem
Haushalt problemlos an. Allerdings ist er kein Wachhund. Einbrecher bellt
er zwar an, beachtet sie aber nicht weiter.
Der Mensch ist mit 5 Millionen Riechzellen ausgestattet, der Bluthund mit 200 Millionen! Er kann eine Spur noch nach 48 Stunden wahrnehmen und verfolgen. Jedes Wild spürt er auf und ist daher ein äußerst tauglicher Jagdhund. Im Alter von 18 Monaten läuft er erstmals mit der Meute und lernt dann bereits von seinen Artgenossen, wie er sich verhalten soll.
Die Blütezeit seines Lebens erlebt der Bluthund erst mit 4 bis 7 Jahren. Vorher ist er bei der Jagd eher hinderlich, sollte aber mitgenommen werden, damit er seinen späteren Arbeitseinsatz lernen kann. Der Bluthund wird besonders bei der Wildschweinjagd eingesetzt, denn Wildschweine laufen enorme Strecken, ohne müde zu werden, und das kann dieser Hund auch. Der Bluthund vergißt nichts und speichert seine Riech-Eindrücke. Er kennt alle Wege, die er einmal gegangen ist und findet aus jedem Dickicht und jedem Unterholz wieder hinaus.
Stimme und Aussehen sind beim Bluthund hervorragend aufeinander abgestimmt. Sein Bellen klingt kräftig, gehaltvoll und erhaben und trägt sehr weit, was vor allem bei der Jagd von Vorteil ist. Im Wald feuern sich die Meutehunde durch ihr Gebell gegenseitig an.
Außer seinem Jagdtalent verhält sich der Bluthund Kindern gegenüber sehr lieb und erstaunlich feinfühlig. Seine langen Ohren fordern zum Langziehen auf, aber auch das nimmt er den Kleinen nicht übel. Er weiß sehr wohl zwischen kleinen Neckereien und ausgewachsenen Boshaftigkeiten zu unterscheiden. Als Meutehund tut er sich gern mit anderen Hunden zusammen. Was er nicht mag, sind kleine Kläffer - die schiebt er verächtlich mit dem Fang beiseite. Vor größeren Hunden hat er dagegen viel Respekt.
Jagdhunde, wie der Bluthund, streifen gerne auf eigene Faust durch die Landschaft. Der Bluthund weiß nicht, daß das im Grunde verboten ist. Er ist kein notorischer Ausreißer, wenn er aber etwas Interessantes wittert, möchte er zu gerne wissen, was es ist. Eine Überschall-Pfeife hilft dem Ausreißen ab, wenn man ihm beigebracht auf diese zu hören und daß das Herrchen oder Frauchen der Führer der Meute ist. Dann wird der Hund fraglos gehorchen und sofort zurückkommen.
Der Bluthund lebt gern im Freien und fühlt sich in einer sauberen, trockenen Hundehütte aus Holz am wohlsten. Aber ins Haus darf er trotzdem, doch dort wird es ihm bald zu eng und er geht freiwillig wieder nach draußen. In der Stadt hält man den Bluthund am besten eng bei sich, das ist sicherer. Denn Lärm, Autos und überfüllte Straßen und Bürgersteige mag er nicht besonders.
Ernährung, Pflege:
Leider frißt der Bluthund unheimlich gerne, und das Abendessen ist
für ihn der Höhepunkt des Tages. Wenn man seinen Napf füllt kommt er
sofort angelaufen und möchte sich am liebsten sofort über das Essen
hermachen. STOP! Kein Schlingen! Durch Gesten und Worte muß man ihm
beibringen, sich zurückzuhalten, und erst wenn man das Kommando zum Essen
gibt, darf er langsam anfangen zu essen. Mit der Zeit wird er sich
mäßigen. Aber bitte nicht zu viel füttern, denn der Bluthund neigt zur
Fettleibigkeit. Am besten serviert man ihm rohe Fleischbrocken mit
Gerstenmehl. Besondere Leckerbissen braucht er nicht.
Sein festes, kurzes Fell braucht wenig Pflege. Es reicht, ihn regelmäßig zu bürsten. Die Wamme und die Falten sollte man nach größeren und kleineren Verletzungen. Auch auf Zecken sollte man nach jeder Jagd oder Spaziergang achten.
Widerristhöhe: Bei Rüden 67 cm, bei Hündinnen 60 cm.
Gewicht:Zwischen 36 und 50 kg
Farbe:
Bevorzugt schwarz mit rotbraun; Varianten sind ganz rotbraun oder braun und
rotbraun.
Durchschnittliche Lebenserwartung:12 Jahre
Andere Namen: Malinois
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