Hunderassen Karelischer Bärenhund

Karelischer Bärenhund

Geschichte:
Karelien ist ein weites Land mit zahlreichen Seen, das sich nördlich von St. Petersburg bis Ostfinnland erstreckt. Die Finnen entdeckten den Karelischen Bärenhund oder Karjalankarhukoira Anfang der 20er Jahre, da nach der Oktoberrevolution viele Russen in Begleitung vor dem sowjetischen Regime nach Finnland flohen. Und a die Finnen seit jeher auf Bärenjagd gingen, paßte der von den Russen mitgebrachte Hund ausgezeichnet. Die Finnen erkannten sehr schnell seine außergewöhnlichen Jagdqualitäten. Leider wurde die Rasse während des Zweiten Weltkriegs stark dezimiert; es überlebten nur rund 50 Karelische Bärenhunde. Aber allmählich erholte sich ihr Bestand wieder.

Einst näherten sich finnische Jäger bei Wintereinbruch der Behausung, der dort seinen Winterschlaf hielt. Sie sagten: "Laß dich nicht stören! Wir wollen nur dein Fell prüfen und deinen Wollmantel bewundern..." Daraufhin leinten sie ihre Hunde ab, die stürmisch vor dem Eingang der Höhle bellten. Der Bär wachte auf, versuchte zu fliehen und verteilte Pfotenschläge in alle Richtungen. Aber der Kampf ging für den Bären erfolglos aus.

Wesen, Haltung:
Der "Karelier" besticht durch seine einfache Schönheit und ist ein Multitalent: Er greift sowohl große Raubtiere wie Bären an, macht aber auch vor Elchen, Wölfen, Wildschweinen und Luchsen nicht halt. Bei der Züchtung dieses Hundes gibt es zwei verschiedene Richtungen: Die einen halten sich eng an den Rassestandard und sind mehr auf das Aussehen der Tiere bedacht, während die anderen seine körperliche Leistungsfähigkeit in den Vordergrund stellen. Es kann einen Laien schon in Erstauen versetzen, daß dieses mittelgroße Tier einem Bären das Fürchten lehren kann. Aber schließlich ist ein schlanker und leichter Hund bei Großwildjagden wendiger und schneller als ein großer, schwerer Hund.

Der Karelischer Bärenhund ist heute in zahlreichen osteuropäischen Ländern und insbesondere in Polen verbreitet. In Deutschland wurde er, ganz im Gegensatz zur Schweiz, schnell populär. In Frankreich ist er dagegen kaum bekannt. Er bleibt ein typischer Hund der nordischen, kalten Länder Europas, und das ist auch gut so. Warum sollte man den Karjalankarhukoira um jeden Preis in eine Gegend verpflanzen, für die er gar nicht geschaffen ist, wo man die Bären an zehn Fingern abzählen kann und wo zudem ein striktes Verbot für die Bärenjagd herrscht?

Nur Hundekenner sollten sich für einen Karelischen Bärenhund entscheiden, denn erhält einen ganz schön auf Trab. Man liebt diesen Hund vor allem, weil er nicht wie andere Hunde ist und weil er nicht die Rolle des perfekten, vierbeinigen Kameraden spielt. Er ist weder gehorsam, noch legt er sich auf Befehl zu Ihren Füßen oder folgt Ihnen wie ein Schoßhund. Ein Karelischer Bärenhund bringt frischen Wind in Ihr Leben und stellt die traditionelle Rollenverteilung von Hund und Herrchen beziehungsweise Frauchen in Frage.

Der Karelische Bärenhund ist der geborene Jäger, den weder Regen oder Schnee noch extreme Kältegrade aufhalten können. Vom arktischen Polarkreis her ist er durchaus an Temperaturen um -40 Grad gewöhnt; das macht dem Karelier nichts aus. In dem gemäßigten Klima unserer Breiten fühlt er sich dagegen leicht etwas unwohl. Der Karelischer Bärenhund hat niemals das Jagen gelernt, es liegt ihm einfach im Blut. Die Finnen sagen, daß allein der Geruch eines Elchs das Verhalten dieses Hundes auf natürliche Art steuere. In der Regel riechen sie ihn auf 800 Meter, aber manche können kilometerweit entferntes Wild wittern. Sie folgen unfehlbar dessen Spur, halten es in Schach und geben fortlaufend Standlaut, wenn sie das Wild gestellt haben.

Der Karelischer Bärenhund legt einen unglaublichen Eifern an den Tag. Nicht, daß er sehr nervös wäre und herumlaufen würde ... Nein, das ist es nicht. Aber macht er einmal etwas, dann macht er es gründlich. Auch Dummheiten! Er ist ein Hitzkopf und Draufgänger.

Andere Hunde verabscheut er geradezu und will um jeden Preis dominieren. Bei Menschen verhält er sich jedoch anders, und wenn er nicht scharf gemacht wurde, ist er gänzlich ungefährlich. Fremde kündigt er mit lautem Gebell an. Er spielt gerne mit seinem Herrchen, Frauchen oder anderen Zweibeinern, mit denen er sich angefreundet hat. Das Problem ist jedoch, daß man sein ungestümes Temperament kaum im Zaum halten kann. Springt er an jemandem spielerisch hoch, so kann er sogar einen kräftigen, großen Burchen von 1,80 m zu Fall bringen. Man braucht sich ja nur vorzustellen, daß er ohne jeden Anlauf leicht bis zu zwei Meter hoch springen kann.

Wie alle ausgelasteten, selbstsicheren Hunde liebt auch der Karelische Bärenhund Kinder. Aber sie sollten ihn trotzdem nicht anschaffen, wenn Sie eine Familie haben. Er würde viel zu viel Zeit beanspruchen, und das könnte auf Kosten Ihrer Kinder gehen. Es schein zwar, daß dieser "Bär" zwischen einem Erwachsenen und einem Kind zu unterscheiden vermag und sein Verhalten anpassen kann. Aber es ist trotzdem Vorsicht geboten, denn sein ungestümes Verhalten mag vielleicht für größere, lebhafte Kinder geeignet sein, ist aber beileibe nichts für Kleinkinder.

Dieser an weites Gelände und Kälte gewöhnte Hund erstickt in einer Wohnung oder einem kleinen Haus in er Stadt. Sie brauchen sich nur seine Heimat Karelien vorzustellen, und Sie werden alles verstehen. Er braucht ein großes, aber sicher umzäuntes Grundstück. Dieser Ausreißer streunt gerne außerhalb seines Reviers und macht kilometerlange Rundgänge. Da er sich mit anderen Hunden nicht verträgt, Katzen haßt und in Hühnerställen Panik verbreitet, können Sie sich sicher lebhaft vorstellen, was er alles anrichtet, wenn er aus Ihrem Garten entkommt. Zudem gräbt dieser Spitzbube nicht nur Löcher, um sich unter dem Zaun durchzwängen zu können, sondern auch mitten in Ihrem Garten, wenn er meint, "Wild" gerochen zu haben. Dabei interessieren ihn dann Ihre liebevoll gepflegten Blumenrabatten in keinster Weise. Mangels Bären, Elchen und Wildschweinen stürzt sich der Karelische Bärenhund auf alles, was sich sonst bewegt, zum Beispiel Maulwürfe und kleinere Nagetiere.

Ernährung, Pflege:
Der Karelische Bärenhund verschlingt gierig alles, was man ihm vorsetzt. Aber geben Sie ihm bitte keine spitzen oder Geflügelknochen. Er frißt gerne rohes Fleisch. Ein 20 kg schwerer Hund braucht täglich 300 g Fleisch, 150 g gekochtes Gemüse und 150 g Teigwaren, Getreide oder gut abgekochten Reis. Fügen Sie einen Eßlöffel Hefe, , Mais- oder Sonnenblumenöl oder eine Dosis Mineralien und Vitamine hinzu. So wird sein schwarzweißes Fell schön glänzend. Haben Sie wenig Zeit, so können Sie ihm problemlos auch Fertigfutter geben. Wenn Sie ihn mit auf die Jagd nehmen, müssen Sie seine Proteinration erhöhen.

Dieser schöne Hund muß nur kräftig durchgebürstet werden. Reinigen Sie außerdem regelmäßig seine Ohren, und suchen Sie ihn nach Ungeziefer ab. Normalerweise bringt er von seinen Ausflügen viele Zecken mit nach Hause. Körperpflege liebt der Karelische Bärenhund nicht besonders. Nutzen Sie deshalb immer eine günstige Gelegenheit, z. B. wenn er sich zum Schlafen hinlegt.

Widerristhöhe: Bei Rüden zwischen 54 und 60 cm, Hündinnen zwischen 49 und 55 cm.

Gewicht: Für beide Geschlechter etwa 20 bis 25 kg.

Farbe: Schwarz oder mattbraun mit weißen Flecken an Kopf, Hals, Brust, Bauch und Gliedmaßen.

Durchschnittliche Lebenserwartung: 12 Jahre

Andere Namen: Karelian Bear Laika, Karelian Bear Dog, Karelsk Bjornhund, Karjalankarhukoira.

Übrigens: Der Karelische Bärenhund ist eng mit dem Russischen Laika verwandt. Im Dezember 1957 schickten die Russen eine kleine Kalika-Hündin (die auch Laika hieß) an Bord der Raumfähre Sputnik ins Weltall. Leider überlebte sie diese Reise nicht.

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