Bologneser
Geschichte:
Die Ursprünge des Bolognesers verschmelzen eng mit denen des Maltesers
und anderer Bichons, was man heute noch sehen kann - einen Bologneser von
einem Bichon frisé zu unterscheiden, ist gar nicht so einfach. Die
Vorfahren dieser Hunde stammen mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem
Mittelmeerraum; langhaarige, weiße Zwerghunde werden jedenfalls in
verschiedenen Schriften des klassischen Altertums erwähnt. Sehr viel
später dann, während der Renaissance, war der hübsche Bologneser in
Italien sehr gefragt. Vor allem Könige, Prinzen und die Damen der feinen
Gesellschaft schwärmten in den höchsten Tönen von seinem reinweißen,
weichen Fell und dem ruhigen, charmanten Wesen. Hinzu kam, daß die Rasse
dank ihrer geringen Größe natürlich absolut Schoßhund-tauglich
war.
Zur damaligen Zeit wurde der kleine Bologneser häufig Staatsgästen und namhaften Persönlichkeiten als Geschenk überreicht. Der florentinische Herzog Cosimo di Medici verschenkte z. B. im 15. Jahrhundert acht Hündchen an verschiedene Adelige Belgiens. gut hundert Jahre später erlag auch Philipp II. von Spanien dem Charme der reizenden Fellbündel und erklärte sie zur "wahrhaft königlichen Gabe, die selbst eines Kaisers würdig sei".
Die Blütezeit des Bolognesers sollte jedoch nicht mehr als ein paar hundert Jahre dauern. Die Konkurrenz auf dem Schoßhund-Sektor nahm zu, und Ende des 18. Jahrhunderts stahl vor allem der Pudel seinem wuscheligen Rivalen immer häufiger die Schau. Trotz ihrer vormals so hochgelobten Qualitäten geriet die Rasse nach und nach in Vergessenheit und war schließlich vom Aussterben bedroht. Daß sie das 19. und 20. Jahrhundert dennoch überstand, verdankt sie einzig und allein den Italienern, die nach wie vor treue Bologneser-Halter sind. Bei ihnen bekam der Hund einst seinen Schliff, wurde zu dem, was ihn lange Jahre auszeichnete, und hier erhielt er sich auch eine letzte Bastion, nachdem das übrige Europa nichts mehr von ihm wissen wollte. Obwohl es heute weltweit nur noch wenige Exemplare gibt, gehört der Bologneser nicht mehr zu den bedrohten Rassen, denn Italien vermeldet noch immer einen nennenswerten Bestand.
Wesen, Haltung:
Man tut dem Bologneser keineswegs unrecht, wenn man ihn als Luxushund
bezeichnet: Er liebt seine Menschen abgöttisch und sucht ständig die
Nähe seiner Liebsten. Die gesamte Bichon-Familie hat keinen anderen Hund
zu bieten, der so ausgeglichen, auffallend hübsch und dabei noch
anrührend ist. Im Bologneser steckt zwar außerdem eine gehörige Portion
Schwung und Energie, doch seine Stärke ist die Verführung: Wenn er
seinem Menschen einmal tief in die Augen schaut, wird auch er dem Hund
nichts abschlagen können. Sein Blick ist sanft und tiefgründig, den Kopf
hält er leicht zur Seite geneigt, das Haar hängt ihm flockig ins Gesicht
- und so kann er es lange aushalten. Selbst Menschen, die Hunde eigentlich
nicht mögen, können dem Bologneser nicht widerstehen. Für einen Hund
seiner Größenordnung besitzt er noch eine ganz andere erstaunliche
Qualität: heitere Gelassenheit. Mit kleinen Kläffen, wandelnden
Nervenbündeln und allen Vierbeinern, die ihren Mangel an Zentimetern
durch auffälliges Verhalten ausgleichen, hat er nichts gemeinsam. Seine
Ruhe sollte aber nicht mit Gleichgültigkeit verwechselt werden!
Obwohl er eine sehr enge Beziehung zu seinem Menschen entwickelt, wird
dieser ihn dennoch wohl nie ganz durchschauen können. Sein Innenleben
behält er für sich.
Ohne Herrchen oder Frauchen geht es ihm jedoch immer schlecht. Er ist das Alleinsein nicht gewöhnt, weil seine Familie ihn normalerweise überallhin mitnimmt und ständig jemand zum Streicheln und Knuddeln da ist. Der Bologneser läßt sich einfach transportieren und ist ein Hund zum Vorzeigen, mit dem man von nun an den größten Teil seiner Zeit verbringen wird. Der kleine Bologneser besteht auf engen Körperkontakt zu seinen Lieben. Die adligen Damen vergangener Jahrhunderte haben ihn leider arg verzogen, so daß er heute am liebsten auf dem Schoß sitzen würde. Wenn sein Besitzer ihn allein nach draußen schickt, ist er in Null Komma Nix zurück. Das ärgert natürlich, und er schlägt ihm die Tür vor der Nase zu. Mal abwarten, wie lange sein Besitzer das Winseln und Scharren von draußen durchhält. Man darf sich nicht von ihm um den Finger wickeln lassen, sonst wird aus einem angenehmen Begleithund schnell ein launisches Kind.
Wenn man schon einen Bologneser hat und möchte sich ein anderes Tier z. B. eine Katze dazukaufen, dann ist das kein Problem. Der Bologneser ist der Samtpfote von Natur aus freundlich gesonnen und wird ihn mit Vergnügen in die Hausgemeinschaft aufnehmen. Und zur Begrüßung gibt´s erst mal ein Küßchen: Der Hund reibt seinen Fang an dem des Kätzchens. Bereitwillig räumt er ihm auch einen Platz in seinem Korb ein, denn die beiden sind seelenverwandt! Sie lieben die Bequemlichkeit und wissen ein warmes, gemütliches Zuhause sehr zu schätzen.
Im Gegensatz zu seinem Vetter, dem naturverbundenen Havaneser, fühlt sich der Bologneser auch in einer Wohnung sehr gut aufgehoben. Obwohl er früher in Schlössern und Adelshäusern zu Hause war, stellt er keine besonderen Ansprüche, sondern gibt sich schon mit zwei Zimmern zufrieden. Am meisten wünscht er sich ein gemütliches Körbchen, das immer am selben Platz stehen sollte. Von diesem Platz aus, möchte er nach Herzenslust das Leben und Treiben um sich herum beobachten können. Ein Balkon wäre natürlich toll, denn der fröhliche Vierbeiner interessiert sich für alles, was auf der Straße passiert. Spaziergänge sind zwar stets hochwillkommen, doch auf stundenlange Fußmärsche kann er gut verzichten. Begegnungen mit Artgenossen verlaufen freundschaftlich, denn der Bologneser hat keine bissige Ader und legt Wert auf ein gutes Verhältnis zu seinesgleichen. Obwohl er selbst klein ist, fürchtet er sich nicht vor großen Hunden, sondern vergnügt sich mit ihnen, spielt und läuft im Kreis - bis ihm die Zunge aus dem Hals hängt.
Ernährung, Pflege:
Das lustige Fliegengewicht hat einen äußerst gesunden Appetit und
ißt gern mehr, als ihm guttut. Damit kein kleiner Mops aus ihm wird,
sollte man seine Rationen penibel überwachen und keinesfalls zulassen,
daß er bei Tisch bettelt. Der Bologneser braucht täglich etwa 60 g
mageres, in kleine Stücke geschnittenes Fleisch (Rind oder Schwein), 30 g
gekochten, gut abgespülten Reis und 30 g gekochtes Gemüse (Möhren,
grüne Bohnen, Salat...). Um sein Fell in Form zu halten, sollte man ihm
zusätzlich ein kombiniertes Vitamin-Mineralien-Präparat füttern.
Für diesen wertvollen Hund sind Bewunderung und Komplimente wie Balsam. Dabei ist es nicht einmal besonders schwierig, seine weiße Haarpracht zu pflegen - nur sehr zeitaufwendig. Das Fell wird nicht geschoren, muß dafür aber Tag für Tag gründlich gebürstet werden. Mit einer harten Bürste kann man die Flocken entwirren. Höchstens einmal im Monat darf er auch baden, wenn Straßenschmutz und Gartendreck gar nicht mehr anders zu entfernen sind. Manchmal sondern seine Augen ein Sekret ab, das das makellose Fell in diesem Bereich verklebt und befleckt; hier wird nur mit sterilisiertem und abgekochtem Wasser gearbeitet - Die Augenregion ist besonders sensibel. Das perfekte "Styling" bekommt der haarige Freund natürlich von einem Profi im Hundesalon.
Widerristhöhe: Bei Rüden zwischen 27 und 30 cm, bei Hündinnen 25 bis 28 cm.
Gewicht: Zwischen 2,5 und 4 kg.
Farbe: Rein weiß.
Durchschnittliche Lebenserwartung: 12 Jahre
Andere Namen: Bichon Bolognese, Bolognese
zurück zur Übersicht