Tibet Spaniel
Geschichte:
In Tibet hatte dieser Hund verschiedene Aufgaben: Er mußte die
Gebetsmühlen drehen, die Schlafstellen anwärmen, oder er diente als
"Alarmglocke". Laut einem Kenner dieser Rasse hat der Tibet
Spaniel (genauer gesagt seine Vorläufer), der ursprünglich aus dem
Brahmapoutra-Tal stammt (der Brahmapoutra ist ein Fluß, der auf dem
tibetischen Hochplateau entspringt), nicht nur überall in Tibet Wurzeln
geschlagen, sondern auch in Indien und im Fernen Osten. Zum ersten Mal
wurde ein solcher Hund im 8. Jahrhundert erwähnt. Damals lebten mehrere
Exemplare im Königreich von Silla, in Korea; sie waren ein Geschenk des
japanischen Kaisers.
Sein Aussehen variierte ja nach der Region, in der dieser Hund lebte. An der Grenze zu China war sein Fang oft kurz, während die Hunde Westtibet längliche Schnauzen hatten. Außerdem war er je nach Region mehr oder weniger hochbeinig. In China gibt es Gemälde auf Seide, die den Tibet Spaniel neben anderen kleinen Hunden darstellen; diese waren wohl Vorläufer des Pekinesen. Um 1900 herum kamen schließlich einige Exemplarenach Europa; zunächst nach Großbritannien.
Der vermutlich erste Hund dieser Rasse, der britischen Boden betrat, hieß Yezo. Er gehörte Mrs. Mac Laren Morisson und wurde auf einer Ausstellung für Hunde bis fünf Kilogramm Gewicht vorgestellt. Als Sir Edward und Lady Wakefield passenden Rüden für ihre Hündin Mughiwuli zu finden, stießen sie auf unerwartete Schwierigkeiten. Die Hundedame lehnte nämlich alle Anwärter, die man ihr vorstellte, rundheraus ab! Erst ein Rüde aus dem Kloster in Tashi Gon, zu dem man sie im Rolls Royce hinkutschiert hatte, war ihr dann schließlich genehm. Dort wurde er viel bestaunt. Daß der Tibet Spaniel in Europa wirklich heimisch wurde, ist jedoch Sir Edward und Lady Wakefield zu verdanken, die in Lahore im Jahr 1938 die Hündin Mughiwuli erworben hatten. Und es gab noch eine weitere Zucht: Mrs. Ann Lindsay Wynyard hatte drei Hunde aus Indien importiert und ein weitere Tier aus Hongkong. Durch die notwendigerweise relativ enge Inzucht in Europa erhielt der Tibet Spanien sein heutiges Aussehen. Die Bezeichnung Spaniel verweist übrigens nicht auf eine Verwandtschaft mit den Jagdhunden dieses Namens und den aus diesen hervorgegangenen Begleithunden.
Wesen, Haltung:
Leute, die ihn nicht kennen, halten diesen Hund manchmal für einen
Pekinesen-Mischling, dessen Fang weniger platt und dessen Fell weniger
prachtvoll ist; oder aber für einen mißratenen Lhasa Apso (manchmal
kommen in den Würfen von Lhasas Welpen vor, die unserem Spaniel ähneln,
die "Prapsos"). Damit tut man unserem stolzen kleinen Tibeter
allerdings wirklich unrecht! Schließlich ist er ein absolut reinrassiger
Vierbeiner. Er ist übrigens gar kein piekfeines Schoßhündchen, das sich
nur selten vom Bett seines Herrchens erhebt, sondern ein quicklebendiger
kleiner Geselle mit sehr viel Temparement.
Er ist sehr verspielt und achtet immer genau auf das, was Herrchen oder Frauchen tut; er ist neugierig, interessiert sich für alles und nimmt für seine mickrigen fünf Kilogramm ganz schön viel Raum ein. Der Tibet Spaniel ist so pfiffig wie ein Äffchen und zieht sofort jeden auf seine Seite. Er spielt mit Vorliebe den Clown, stellt sich auf seine Hinterpfoten, tänzelt um sein Frauchen herum, rollt mit seinen Mitleid heischenden Äugleich... Man muß schon aus Stein sein, um seinem Charme nicht zu verfallen. Doch er kann auch ganz brav sein, sich ruhig zu den Füßen oder lieber noch auf dem Schoß seiner Besitzer zusammenrollen. Es ist kaum notwenig, ihn einmal zur Ordnung zu rufen, dieser Hund weiß instinktiv, wann Herrchen oder Frauchen endlich mal Ruhe haben will, und wann er aufhören sollen, den Hanswurst zu spielen. Im Gegensatz zu vielen anderen kleinen Hunden ist der Tibet Spaniel weder unruhig noch nervös. Er schämt sich nicht, weil er so klein ist und versucht auch nicht, seine geringe Größe durch ständiges Bellen wett zu machen. Er gibt nur Laut, wenn es darum geht, sein Haus oder seine Wohnung zu bewachen. Denn dieses Leichtgewicht will seine Aufgabe als Hund voll und ganz erfüllen! Er ist schließlich nicht einfach ein Minihündchen, das nur dazu da ist, possierlich herausgeputzt auf dem Schoß einer feinen Dame zu thronen, sondern er will sein Territorium schützen und die Seinen verteidigen. Er ist wachsam, engagiert und mutig, wenn es sein muß, und als Alarmanlage ist er recht effektiv.
Fremde mag er nicht besonders, auch wenn es sich um Freunde von Herrchen oder Frauchen handelt. Ihnen gegenüber ist er eher reserviert und distanziert, und um sein Vertrauen zu gewinnen, muß man sich schon mächtig anstrengen. Er ist sehr wählerisch und schenkt sein Herz nicht jedem dahergelaufenen Kerl! Doch hat er einmal Freundschaft geschlossen, dann auch für das ganze Leben; sie ist unwiderruflich, und sein Gedächtnis ist so hervorragend, daß er auch Menschen wiedererkennt, die er sehr lange Zeit nicht gesehen hat. Der Tibet Spaniel ist übrigens auch sehr sensibel. Sein ausdrucksvoller Blick sagt eigentlich alles über die Gefühle, die er den Menschen entgegenbringt.
Kinder sind seine Freunde. Und was fasziniert ihn so an diesen kleinen Menschen? Zunächst ihre Größe, die natürlich viel besser zu ihm paßt als die der Erwachsenen. Ihre Spiele, an denen er so gerne teilnimmt ... und ihre Streicheleinheiten, von denen er gar nicht genug bekommen kann. Natürlich haben ihre Zweibeiner gelernt, mit so einem Hund richtig umzugehen...
Die Liebhaber dieser Rasse beschreiben mit viel Bewunderung ihre katzenhafte Anmut. Wenn dieser Spaniel auf einen Sessel klettern will, um seine Umgebung besser beobachten zu können, ist er wirklich so geschmeidig wie ein Stubentiger. Er putzt sich auch mit seinen Pfoten und ist überhaupt sehr reinlich. Was seine Mimik und seine Schlauheit betrifft, erinnert er wiederum an ein Äffchen. Also ein Hund-Katze-Affe, dieser Spaniel? Auf jeden Fall nennen ihn die Tibeter so.
Ernährung, Pflege:
Widerristhöhe: Ideal sind 25,4 cm für beide Geschlechter.
Gewicht: 4,1 kg bis 6,8 kg für beide Geschlechter.
Farbe:
Der Standard unterscheidet 5 verschiedene Varietäten, je nach Farbe;
schwarzer, weißer, kastanienbrauner, wolfsgrauer und orangenfarbener
Zwergspitz.
Durchschnittliche Lebenserwartung: 14 Jahre.
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