Intelligenz der Hunde
Intelligenz ist keine Frage der Rasse - wie einige behaupten -, sondern der jeweiligen Aufgabe, die den einzelnen Hunderassen einmal zugedacht wurde. Im Laufe der Jahrhunderte wurden Hunde für spezielle Aufgaben gezüchtet: jagen, Schlitten ziehen, Herden hüten, bewachen, kämpfen ... Die einen sind exzellente, eifrige und arbeitsame Vorstehhunde, andere Hunde sind außergewöhnliche Zirkusakrobaten oder verläßliche Hütehunde, und wieder andere stehen im Dienste der Menschen und sind zuversichtliche und vertrauenswürdige Rettungs-, Blinden-, Behinderten- oder Diensthunde. Alle diese Hunde besitzen hervorragende Qualitäten, die Zeichen ihrer Intelligenz sind. Als einer der begabtesten und lernfähigsten Hunde wird oft der Deutsche Schäferhund genannt, der schon nach wenigen Tagen Übung auf Befehle wie "Platz!" oder "Sitz!" hört und Gegenstände apportiert. Aber auch der Border Collie wird sehr oft als "Intelligent" bezeichnet, weil er sehr lernfähig und gehorsam ist.
Ein gut geschulter, begabter Hund kann mehr als 50 Wörter verstehen. Da aber für einen Hund Sprachlaute und Stimmlage als eine Einheit wahrgenommen werden, wird er die Bedeutung eines liebevollen Wortes nicht wiedererkennen, wenn es, anders als sonst, plötzlich in einem wütenden oder Bösen Tonfall ausgesprochen wird.
Viele Hundebesitzer sind der Meinung, daß ihr Hund alles was sie sagen, verstehen würde, dabei beobachtet der Hund sein Herrchen ganz genau und reagiert auf die Mimik, die Gesten und die Worte seines Besitzers. Wenn man den Hund und sein Herrchen in ein jeweils getrenntes Zimmer einschließen würde und die beiden sich nur hörbar verständigen könnten, könnte der Hund den Befehl seines Herrchens nur zögernd folgen, da der Hund die Mimik und die Gesten seines Besitzers nicht sieht, sondern nur den Befehl hört.
Auch ähnlich klingende Befehle kann er leicht verwechseln. Man kann also nicht sagen, daß der Hund die menschliche Sprache versteht; es ist eher so, daß er lernt (nicht zuletzt durch Belohnung), bestimmte Befehle mit bestimmten Übungen oder Leistungen zu verknüpfen, und daß er diese dann auf die jeweiligen Befehle hin ausführen darf.
Eine Komponente der Intelligenz ist das
Abstraktionsvermögen, die Begriffsbildung. Selbst wenn man einige
Verhaltensweisen des Hundes dahingehend interpretieren könnte, besitzt
der Hund diese Fähigkeit gar nicht oder nur in sehr begrenztem Ausmaß.
Er ist nicht in der Lage, in seinem Gehirn entstandene Bilder oder
Zusammenhänge in strukturierte Äußerungen umzusetzen, etwa in eine
Landschaftsbeschreibung oder einen wissenschaftlichen Vortrag. Die
"Sprache" des Hundes ist eine Kombination aus Lauten, Mimik,
Körpersprache und geruchlichen Signalen. Bellen, Winseln und Fiepen sind
die wichtigsten hörbaren Äußerungsmöglichkeiten. Um die Bedeutung
richtig zu verstehen, etwa ob ein Bellen eine Begrüßung oder eine
Drohung darstellt, braucht der andere Hund und wir zusätzliche
Informationen wie das Schwanzwedeln oder Zähnefletschen. Für die
Kommunikation unter Hunden sind Signale geruchlicher Art von besonderer
Bedeutung, denn sie dienen dem Austausch von Botschaften sozialer Art und
geben
z. B. Auskunft über die Ranghöhe oder das Geschlecht eines Artgenossen.
Auch wenn man den Hund nicht vermenschlichen darf, so muß der Mensch doch zugeben, daß der Hund das wohl am stärksten an den Menschen gebundene Haustier ist. Der Grund liegt wohl darin, daß er ein gewisses Raum- und Zeitempfinden, eine instinktive Anpassungsfähigkeit und eine hohe Lernbereitschaft besitzt, d. h. über Fähigkeiten verfügt, die der Mensch sich nutzbar machen kann. Hunde können z. B. Befehlen gehorchen und diese auch selbständig ausführen. Sie besitzen auch ein gutes Gedächtnis und instinktive Reflexe: der Anblick des Futternapfes löst eine Vorfreude auf das Fressen aus, die Leine auf das Gassigehen - und der Hund zeigt uns seine Freude umgehend! Es sind wahrscheinlich diese Leistungen und die Reaktionen, die uns am Hund so faszinieren und die ihn zum besten Freund des Menschen machen.
Wenn man seinem Hund altes und unappetitliches Trockenfutter in seinem Futternapf vorsetzt, wird er dies als Zumutung empfinden; wenn es draußen in Strömen regnet, dann setzt er auch beim Anblick der Leine keine Pfote vor die Tür. Die "Denkleistungen" des Hundes sind stets mit konkreten Situationen verbunden; rausgehen, reinkommen, Tür öffnen, Wild jagen, über ein Hindernis springen, fressen, seinen Knochen in der Erde verbuddeln usw. Er kann aber nicht durch reines Nachdenken ein Problem lösen. Eine andere klassische Definition beschreibt die Intelligenz als "die Summe aller Fähigkeiten, die zur Erreichung bestimmter Ziele eingesetzt wird." So gesehen, ist der Hund durchaus intelligent, denn er setzt z. B. alles daran, um durch den Gebrauch seiner Pfoten an bestimmte Dinge zu kommen oder durch einen Satz an die Klinke eine Türe zu öffnen; viele Hunde wissen auch durchaus, wie man an einem Tischtuch oder einem Bindfaden zieht, um an das begehrte Objekt zu erlagen. Dieses Verhalten findet sich auch bei hochentwickelten Primaten wieder.
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