Das Ausreissen
Wenn Junghunde oder Jungwölfe die Geschlechtsreife erreichen, werden sie von den Elterntieren immer mehr von der Gruppe weggedrängt. Meistens sind es junge Rüden, die aus dem heimischen Revier ausziehen müssen. Das Jungtier lebt dann noch einige Zeit am Rande der Familie, sucht sich aber nach kurzer Zeit ein eigenes Rudel in einem anderen Revier. Dort beginnt er dann, für eine günstigere Stellung in der Hierarchie zu kämpfen. Wenn ein Welpe in die menschliche Familie kommt, wiederholt sich dieses Schema: Der Hund hat das Gefühl, "am Rande zu stehen" - und das bewegt ihn schließlich dazu, sich davonzumachen. Vielleicht wurde er einfach noch nicht genügend ins häusliche Leben eingebunden, manchmal kann es aber auch sein, daß er sich durch die Geburt eines Kindes auf einen zweitrangigen Platz verwiesen fühlt. Manche Hunde haben allerdings - unabhängig von der Eingliederung in die Familie - einfach Lust zu jagen oder Lust auf ein Liebesabenteuer.
Ein heranwachsender Rüde, dem eine läufige Hündin über den Weg läuft, macht sich unter Umständen aus dem Staub, selbst wenn er sich bei Ihnen pudelwohl fühlt. Aber auch Hündinnen können aufgrund ihres Geschlechtstriebes das Weite suchen; doch das kommt sehr viel seltener vor.
Bei einem ersten Ausflug entfernt sich ein Hund normalerweise noch nicht sehr weit. Doch bei den nächsten Unternehmungen wird er kühner, die Touren werden immer länger. Manche Hunde sind sogar mehrere Tage unterwegs. Am schlimmsten trifft es in diesem Fall die Daheimgebliebenen: Während Sie Angst um ihn haben und nach ihm suchen, macht Ihr Hund sich eine schöne Zeit. Und plötzlich kratzt er an der Tür ...
Sie sind endlos glücklich, da ist er endlich, total verdreckt, mit hängendem Kopf, ein Bein nachziehend und auch sonst recht mitgenommen, aber wenigstens lebend! Sie sind hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch ihn zu bestraffen und ihn in die Arme zu nehmen. Das wichtigste ist jetzt: Den Hund auf jeden Fall in die Arme nehmen und sich überschäumend freuen, daß er nach so langer Zeit endlich zu Hause ist. Sie sollten ihn auf gar keinen Fall schlagen oder sonst irgendwie bestrafen. Er wird Ihre Bestrafung nicht verstehen. Im schlimmsten Fall wird er die Bestrafung mit seiner Rückkehr in Verbindung bringen. Und wenn er das nächste Mal ausreißt, dauert es noch länger bis er zurückkommt. Denn er denkt sich, daß er sowieso bestraft wird, wenn er wiederkommt, also läßt er sich damit viel Zeit.
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