Depressionen beim Hund
Trotz seines verspielten, unbekümmerten Wesens plagt sich auch der Hund hin und wieder mit Zweifeln und Lebensängsten herum. Läßt er plötzlich den gewohnten Schwung vermissen und verzieht sich tagelang in seine Schmollecke, dann hat er möglicherweise an einer Depression zu knacken ... Zum Glück können Sie als Halter einiges tun, um ihm da herauszuhelfen!
Schlapp wie ein nasses Handtuch liegt der Hund in seinem Korb, läßt den Ball, den Sie werfen, achtlos an sich vorbei rollen und ist nicht einmal für die Späße der Kinder zu haben. Da stimmt doch etwas nicht, den normalerweise kennt man ihn als fröhliches Energiebündel, das einen Riesespaß am Leben hat. Warum ist Ihr Freund plötzlich so niedergeschlagen? Dafür kann es ganz verschiedene Gründe geben: anhaltender Streß, Frust oder Angst.
Streß-Opfer: Für jeden Körper ist zuviel Streß eine große Gefahr. IN einer akute Streßsituation wird zuviel Adrenalin ausgeschüttet, ein Hormon des Nebennierenmarks, das im Überfluß Muskelverspannungen auslöst und das Reaktionsvermögen herabsetzt. Wiederholt sich eine solche Situation regelmäßig, dauert sie vielleicht sogar an, so ist der Körper absolut überfordert und reagiert mit totaler Erschöpfung und einer schweren Depression. Meßbar wird die übermäßige Beanspruchung durch zu schnelle Atemzüge oder einen erhöhten Pulsschlag. Was aber kann einen Hund überhaupt in Streß versetzen? Zum Beispiel ein Umzug: Wenn sich von einem Tag auf den anderen das Lebensumfeld komplett verändert, man möglicherweise vom Dorf in die Stadt gezogen ist, bringt das häufig gewaltige Anpassungsschwierigkeiten mit sich. Der Hund geht seelisch durch die Hölle. Nicht jeder Vierbeiner ist ein wandelndes Energiebündel; mancher mag´s lieber ruhig und beschaulich. Gerät ein solcher Zeitgenosse in einen lärmigen Haushalt, wo Kinder über Tisch und Bänke gehen, so bedeutet das ebenfalls Streß.
Streß und Angst: Auch Frustrationen können eine Form von Streß auslösen. Enttäuscht man z. B. die Erwartungen des Hundes (weil man für den gewohnten Fußmarsch vielleicht keine Zeit mehr hat), so stellt sich bei ihm ein Zustand bitterer Unzufriedenheit ein. Auch die Anwesenheit eines jüngeren Hundes in der Familie kann dem älteren Vierbeiner schwer zu schaffen machen. Bestimmte Rassen fühlen sich nur innerhalb der Meute richtig wohl. Wer einen Meutehund von seinen Artgenossen trennt, schafft ein Ungleichgewicht zwischen den Lebensumständen und der Persönlichkeit des Tieres. Die daraus resultierende Belastung kann zum einen zur Depression führen und der Hund verliert seine Energie und Lebensfreude, zum anderen wird manch friedfertiger Hund auch ganz plötzlich aggressiv.
Auch nervöse Angst, die beim Hund (im Gegensatz zum Menschen) als krankhaft eingestuft wird, mündet manchmal in eine Depression. Manche Situationen stürzen unseren vierbeinigen Freund nicht etwa in Angst und Schrecken, sondern lösen eine unbestimmte Furcht bei ihm aus. Verhaltensforscher haben herausgefunden, daß Veränderungen im Lebensumfeld eine ganz entscheidende Rolle spielen. Ein auf dem Land geborener und aufgewachsener Hund empfindet den Lärm der Großstadt möglicherweise als Bedrohung für Leib und Leben, ein Welpe, den man zu früh von der Mutter getrennt hat, hängt wie eine Klette an Klette an Herrchen oder Frauchen, weil er befürchtet, auch diese Bezugsperson zu verlieren.
Emotionaler Schock: Viele Hunde reagieren mit chronischer Niedergeschlagenheit auf einen emotionalen Schock. Von einer Depression spricht man, wenn die folgenden Symptome mindestens acht Tage anhalten: Gleichgültigkeit gegenüber allem und jedem, Appetitlosigkeit, Frigidität oder Impotenz ... Der Tierarzt verschreibt Antidepressiva, die jedoch kein Beruhigungsmittel enthalten, sondern die gewohnte Aktivität des Hundes wiederherstellen sollen.
Aktiv im Alter: Ein Hund, der sich in seiner Depression völlig zurückzieht, hat meistens das kritische Alter von sieben oder acht Jahren erreicht. Klassische Symptome sind ständige Niedergeschlagenheit und Gleichgültigkeit. Außerdem fällt er in welpenähnliches Verhalten zurück, uriniert und kotet im Schlaf und frißt, was immer ihm unter die Nase kommt. Dieses Phänomen kann vielschichtige Gründe haben: Möglicherweise leidet der Hund an Ängsten, die niemand ernst nimmt. Oder aber es liegt eine organische Ursache vor wie z. B. Durchblutungsstörungen, Schilddrüsenüberfunktion oder Rückbildung der Gehirnzellen. Für Gebrauchshunde, die ihr Leben lang gearbeitet haben, ist auch der plötzliche "Ruhestand" ein Problem. Bewegung und Sport sollten grundlegender Bestandteil jeder Therapie sein, doch um wieder ganz der Alte zu werden, braucht Ihr Freund vor allem Zuwendung und Rückhalt in der Familie.
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