Der Campbelltest
Im Jahr 1975 entwickelte der amerikanische Verhaltensforscher Campbell eine Reihe äußerst effektiver Tests, die Aufschluß über das Wesen der einzelnen Welpen geben. Natürlich kann niemand voraussagen, was über all die Jahre tatsächlich aus Ihrem Hund werden wird, doch mit Hilfe dieser Testreihe läßt sich der Charakter unserer vierbeinigen Freunde schon im Kindesalter erstaunlich gut erkennen.
Dominant? Unterordnungsbereit? Gesellig? Ängstlich? Wenn Sie mehr über Ihren zukünftigen Freund wissen wollen, machen Sie den Campbell-Test mit ihm, und Sie erhalten schnell, einfach und zuverlässig Auskunft.
Gesellig oder unabhängig? Mit Hilfe der ersten Übung können Sie ermessen, wieviel Wert der Hund auf Gesellschaft legt. Grenzen Sie das Testgelände ein, und setzen Sie den Welpen in die Mitte; dann entfernen Sie sich mehrere Meter in entgegengesetzter Richtung, knien sich hin und klatschen in die Hände. Läuft der Hund auf Sie zu, oder bleibt er sitzen? Schon an diesem Punkt können Sie beurteilen, ob das getestete Tier zutraulich und gesellig ist oder ob es lieber allein zurechtkommt.
In einem zweiten Schritt prüfen Sie seine Bereitschaft, dem Menschen zu folgen. Stellen Sie sich erst unmittelbar neben den Welpen und entfernen Sie sich dann von ihm; vergewissern Sie sich aber, daß er Sie weggehen sieht. Bleibt er ungerührt an seinem Platz, so ist sein Unabhängigkeitsdrang stärker als sein Wunsch nach Gesellschaft.
Dominant oder Unterordnungsbereit? Campbells dritte Übung testet das Dominanzverhalten. Gehen Sie in die Hocke, legen Sie den Welpen vor sich auf den Boden, drehen Sie ihn auf den Rücken, und halten Sie ihn etwa dreißig Sekunden in dieser Position. Nun wird er sich entweder verzweifelt wehren, jammern, bellen und beißen - oder er wird Ihnen seelenruhig die Hand lecken. Das Verhalten in dieser Situation läßt eindeutig auf seine Bereitschaft schließen, Ihre Autorität anzuerkennen oder abzulehnen. Nach dieser Übung wissen Sie aber auch, ob der Hund eine Kämpfernatur ist oder ein eher passives Temperament hat.
Der vierte Test geht auf das Sozialverhalten des Hunden ein. Sie gehen in die Hocke, rücken nahe an den am Boden liegenden Welpen heran und imitieren den Anführer einer Meute: Streichen Sie zärtlich über den Kopf und dann über Hals und Rücken. Mit leichtem Druck verhindern Sie, daß der Hund seine Stellung wechselt. Ein dominant veranlagtes Tier versucht zu beißen, um sich zu befreien, knurrt wütend und zappelt wild mit den Läufen. Ist der Hund nicht so dominant verlanlagt, so springt er nur auf und entfernt sich. Auf dise Weise können Si erkennen, ob er Sie als dominant anerkennt oder nicht.
Die fünfte Übung geht noch einen Schritt weiter: Heben Sie den Welpen sanft in die Höhe, und halten Sie ihn etwa dreißig Sekunden in dieser Position. Jetzt ist er Ihnen vollkommen ausgeliefert und kann selbst nichts unternehmen, um sich zu befreien. Fügt er sich gelassen in sein Schicksal, oder beginnt er sich zu wehren?
Fünf Typen: Bella erweist sich im Test als sehr dominant und aggressiv: Sie reagiert unerwartet grob und spontan. Mit so einem Hund müssen Sie sanft umgehen. Bella sollte möglichst nicht in einem Haushalt mit kleinen Kindern oder älteren Menschen unterkommen. Sie braucht eine feste Hand im Samthandschuh, die sie zu einer ausgezeichneten Schutzhündin erzieht.
Max ist dominant veranlagt und aufgeschlossen. Er hat ein ausgeprägtes Gespür für Fairness und ist sehr selbstsicher. Ihn dürfen Sie auf keinen Fall verwöhnen, sonst wird er unerträglich. Max muß streng und konsequent erzogen werden. Er arbeitet gern, nimmt mit Begeisterung an Wettkämpfen teil und läßt sich gut abrichten. Kein Hund für Kinder.
Kessi eignet sich ideal als Familienhund und Begleiter für Senioren: Sie ist weder unterwürfig, noch aggressiv oder mißtrauisch und paßt sich jeder Umgebung bereitwillig an.
Sam entpuppt sich im Test als außergewöhnlich unterwürfig. Er ist zärtlich, kuschelt gern und liebt Kinder. Sein Zutrauen erlagen Sie durch Streicheleinheiten und Komplimente.
Aber: Der Campbell-Test erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch, gibt aber Aufschluß über gewisse charakterliche Neigungen, die bereits im Welpenalter erkennbar sind. Zum genetischen Potentials des jungen Hundes kommen auch noch die durch Prägung in der Aufzucht sowie durch seine Erziehung und seinen Lebensraum erworbenen Wesensmerkmale. Die Entwicklung Ihres Hundes können Sie also maßgeblich mit beeinflussen.
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