Hunderassen Ungarischer Vorstehhund

Ungarischer Vorstehhund (Magyar Vizsla)

Geschichte:
Im Jahr 896 ließ sich ein Nomadenvolk im Pannonischen Becken nieder, die Magyaren (sprich: madjaren) - das ist auch heute noch der einheimische Name für die Einwohner Ungarns, die sich größtenteils als Nachfahren dieser ausgezeichneten Jäger und Reiter betrachten. Der Namensteil "Magyar" bedeutet also einfach ungarisch. Über die Herkunft der Bezeichnung Vizsla ist weniger Genaues bekannt. Wenn man aber auch nicht die ursprüngliche Bedeutung des Wortes sprachgeschichtlich zurückverfolgen kann, so wurde das Wort doch schon sehr früh als Bezeichnung für Jagdhunde benutzt und ist dann zum Namen der heutigen Vorstehhundrasse geworden. Magyar Vizsla ist demnach der Ungarische Vorstehhund.

Über die ältere Geschichte dieses Hundes gibt es kaum nachprüfbare Angaben, doch nimmt man an, daß die Magyaren zwei Typen von Jagdhunden kannten: solche, die zur Jagd mit dem Falken verwendet wurden (also Stöber- oder Vogelhunde) und Hetzhunde für größeres Wild. Erstere gelten als Vorfahren des Vizsla, schlüssig beweisen läßt sich diese Theorie jedoch nicht. Die gelbrote Farbe dürfte der Vizsla von türkischen Jagdhunden erhalten haben, die nach der Invasion der Osmanen 1526 mit den ansässigen Hunden gekreuzt wurden. Die eigentliche Rasse, wie wir sie heute kennen, wurde jedoch erst im 19. Jahrhundert geschaffen und im 20. vollendet. Vermutlich waren dabei die Gene von Weimaraner, Pointer und Setter im Spiel. Die Drahthaarvariante ist wahrscheinlich durch Einkreuzung des Drahthaarigen Deutschen Vorstehhundes (kurz: Deutsch Drahthaar) entstanden.

Einen ersten "Karriereknick" erlebte der Ungarische Vorstehhund während der Herrschaft der Habsburger, die Jagdhunde aus Österreich und Deutschland nach Ungarn brachten. Nach dem Zweiten Weltkrieg sank die Zahl der Vizslas dann wirklich dramatisch. Von den wenigen Tieren, die überlebten, konnten aber immer wieder Exemplare durch den "Eisernen Vorhang" geschmuggelt werden, und einige gelangten sogar nach Amerika. Hier werden heute mehr Vizslas gezüchtet als im Stammland.

Kurzhaariger und Drahthaariger Ungarischer Vorstehhund heißen in der Sprache seines Herkunftslandes "rövidszörü" magyar Vizsla und drotszörü magyar Vizsla. Er ist dort sehr beliebt und ein Vizsla-Kopf ziert sogar eine ungarische Briefmarke.

Wesen, Haltung:
Der Vizsla ist ein anhängliches, leicht zu erziehendes, arbeitssames, treues, leidenschaftliches und unermüdliches Tier, das seinen athletischen Körper bei der Jagdarbeit bestens einzusetzen weiß. Sowohl für den Berufs- als auch für den Freizeitjäger ist dieser Hund eine ausgezeichnete Hilfe. Doch auch als Familienhund ist der Magyar Vizsla ein fröhlicher, liebevoller und kooperativer Kamerad.

Der Ungarische Vorstehhund hat eine ausgezeichnete Nase, stöbert und apportiert gut, ist wasserfreudig und zeichnet sich durch festes, figuratives Vorstehen aus. Für schwieriges Gelände, Unterholz, Schilfdickicht und schwere Wasserarbeit ist der Drahthaar-Vizsla etwas besser geeignet. Beide Varietäten sind jedoch sehr schnell abrichtbar und brauchen sowohl als Jagdbegleiter wie auch als Familienhund sehr viel Liebe.

Grobe Behandlungen kann dieser Hund nicht besonders gut ertragen. Gehen Sie jedoch liebevoll mit ihm um, haben Sie einen Freund fürs Leben. Der Vizsla bracht den Kontakt zum Menschen, auch bei der Jagdarbeit. Zu Hause ist er liebevoll und zärtlich. Selbst wenn Sie seine Jagdqualitäten nicht in Anspruch nehmen, ist er, vorausgesetzt er hat ausreichend Bewegung, ruhig und ausgeglichen. Hat er erst einmal die Flausen eines Teenagers aus dem Kopf (was etwa sechs Monate dauert), führt er seine Aufgaben fehlerfrei ais. Gehorsam, aber nicht unterwürfig, dynamisch, aber nicht gereizt - sein Charakter bringt selten Probleme mit sich. Lassen Sie ihm eine gerechte und konsequente Erziehung angedeihen, und Sie werden mit diesem wesensfesten Hund sicher sehr viel Freude haben.

Aufgrund seiner Selbstsicherheit könnte der Vizsla ein guter Wachhund sein. Doch gibt es in dieser Hinsicht individuelle Unterschiede. Einige sind eng mit ihrem Heim verbunden und nehmen eine Rolle als Wachhund sehr ernst. Andere sehen das gelassener... jeder, der will, darf eintreten. Im allgemeinen begrüßt der Ungarische Vorstehhund jeden Eindringling mit lauten Gebell und warnt damit Herrchen oder Frauchen. Artgenossen nähert er sich nur mit den allerbesten Absichten und ohne Aggressivität, denn er sucht Spielgefährten.

Der Ungarische Vorstehhund liebt Kinder, beschützt sie und warnt sie vor Gefahren. Er ist ein zärtlicher und verspielter Kamerad, der in Zeiten des Kummers Trost spendet und in der Lage ist, auf jedes traurige Gesicht ein Lächeln zu zaubern.

Der Vizsla ist ein gutmütiger Hund, den man nicht ausnutzen darf. Denken Sie nicht, daß er aufgrund seines tollen Charakters mal drei Tage allein zu Hause bleiben kann, wenn Sie einen Kurzurlaub machen! Einsamkeit verträgt dieser Hund sehr schlecht. Er ist zuwendungsbedürftig und braucht die Nähe seines Menschen.

Der ungarische Vorstehhund eignet sich nicht für eine Wohnungshaltung; er braucht ein Haus mit einem großen Garten, in dem er ungestört auf und ab laufen und sich austoben kann. Hin und wieder fordern Vögel sein Jagdfieber heraus. Wütend springt er dann hoch und schnappt in die Luft - meist ohne Erfolg, denn die Vögel sind zu wendig. Hat er doch mal einen erwischt, tötet er ihn kurz und trocken. Auch Maulwürfen und Mäusen gegenüber zeigt er kein Mitleid. Ein Jagdhund wie der Vizsla erträgt keine Kleintiere vor seinen Augen. Stellen Sie also niemals einen Zwerghasen- oder Hamsterkäfig in seine Reichweite, er kann seinen Jagdinstinkt nicht unterdrücken.

Ernährung, Pflege:
Die Futtermenge hängt stark von der täglichen Bewegung des Hundes ab, der stets einen guten Appetit hat. Geht er nicht auf die Jagd, braucht er täglich 350 bis 400 g Fleisch, 200 g Gemüse, 200 g Reis und zusätzliche Mineral- und Vitaminpräparate. Während der Jagdsaison sollten Sie die Proteinration erhöhen, dann ist er den Anstrengungen besser gewachsen.

Egal, ob mit kurzem oder drahtigem Fell, der Vizsla braucht nicht viel Pflege. Bürsten Sie ihn regelmäßig und kräftig, um abgestorbene Haare zu entfernen, und sein schönes Fell wird glänzen wie Gold. Kommt er dreckig nach Hause, säubern Sie ihn am besten mit einem Bad. Achten Sie dabei auf Dornen, die sich im Fell festhängen können. Vergessen Sie nicht, dem Hund regelmäßig Augen und Ohren zu reinigen, die Krallen zu schneiden und die Zähne zu putzen.

Widerristhöhe:
Kurzhaar: Bei Rüden zwischen 56 und 61 cm, bei Hündinnen zwischen 52 und 57 cm. Drahthaar: Bei Rüden 58 bis 62 cm, Bei Hündinnen 54 bis 58 cm.

Gewicht: 22 bis 30 kg für beide Geschlechter.

Farbe:
Dunkles Semmelgelb oder verschiedene Nuancen von Sandgelb; kleine weiße Flecken oder Punkte an Brust und Pfoten sind keine Fehler.

Durchschnittliche Lebenserwartung: 12 Jahre

Andere Namen: Vizsla.

Weitere Infos unter:

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