Hunderassen Poitevin

Poitevin

Geschichte:
Die am weitesten verbreitete Hypothese bezüglich des Ursprungs dieses Hundes besagt, daß es der Vicomte Émile de La Besge war, der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit der Zucht des Poitevin begann. Seine Hunde, die er von einem Onkel geschenkt bekommen hatte, gingen auf eine Verbindung von Chiens Blancs du Roi und Larryes zurück. Der Vicomte kreuzte keine anderen Hunde ein, bis ihm im Jahr 1842 die Tollwut einen Strich durch die Rechnung machte. Er verlor alle Tiere, bis auf zwei Hündinnen.

Um seinen Bestand wieder herzustellen, ließ Émile de La Besge sechs Hunde aus England kommen (wahrscheinlich Foxhounds). Er versuchte dann jedoch, deren Einfluß durch strenge Inzucht wieder zurückzudrängen. So entstanden die zwei Rüden, Talbot und Rochester, und die beiden Hündinnen, Tartane und Turbulente. Talbot und Turbulente hatten eine Tochter, Fringante, die für ihre besonders feine Nase und ihre Schnelligkeit berühmt wurde. Sie wurde von Traveller, einem englischen Rüden aus der Zucht des Grafen Le Couteulx gedeckt und gebar Welpen von außergewöhnlicher Qualität. Man nimmt an, daß die heutigen Poitevins allesamt Nachfahren von Fringante und Traveller sind. Allerdings behauptete ein gewisser Graf Henri de La Porte, seine Onkel Auguste und Paul hätten schon im Jahr 1835 begonnen, die Rasse zu fixieren, und daß an deren Anfang einganz anderes paar stand, nämlich der Rüde Ténor und die Hündin Ravissante.

Der Poitevin wurde lange Zeit als reinrassiger Hund nicht akzeptiert. Im berühmten Handbuch der französischen Parforcejagd, das 1890 vom Grafen Le Couteulx de Canteleu herausgebracht wurde, war lediglich von "Bastarden aus dem Haut-Poitou" die Rede, wobei die Fähigkeiten der Hunde bei der Wolfsjagd aber durchaus gewürdigt wurden.

Neben den weißen Königshunden, den Larryes und den Foxhounds, soll auch der Céris an der Entstehung der Rasse mitgewirkt haben. Er war ein weiß-orangefarbener, mittelgroßer Laufhund. Er soll Ähnlichkeit mit Windhunden gehabt haben und ein sehr guter Hasenjäger gewesen sein. Vielleicht stammt von ihm die besondere Eleganz des Poitevin. Manche Kynologen sind aber auch der Ansicht, daß sie vom Larrye herrühre, der Windhunde in seiner Ahnenreihe gehabt haben soll.

Wesen, Haltung:
Früher war der Poitevin hauptsächlich für die Jagd auf Wölfe spezialisiert. Er war seiner schwierigen Beute unermüdlich auf der Spur. Aber heutzutage kann dieser schöne Laufhund, der gleichzeitig kräftig, elegant und leicht ist, bei der Jagd auf alle Tiere eingesetzt werden. Der Wald von La Moulière, wo der Poitevin vor gut 150 Jahren unter de Ägide des Vicomte de La Besge entstand, war kein ganz einfaches Gelände. Die Hunde mußten in der Lage sein, ohne Zögern durch dichtes, dorniges Unterholz zu streifen und durften sich von herunterhängenden Ästen, Stechginster und ähnlichem nicht stören lassen. Und die Rasse hat bis heute ihre besondere Ausdauer und Hartnäckigkeit bewahrt, die sie dazu befähigt, eine Aufgabe unter allen Umständen zu Ende zu führen. Außerdem brauchte der Poitevin eine gehörige Portion Mut, denn er mußte schließlich den Wolf auch stellen, und dieser war viel größer als der Poitevin selbst. Die Equipagen sogar mußten besonders robuste Wölfe manchmal nahezu 100 Kilometer weit verfolgen. In der Nacht machten sie und die Hunde zwar Rast, aber am nächsten Morgen mußten die Poitevins in der Lage sein, die Fährte wieder aufzuspüren. Dafür brauchten sie einen extrem ausgeprägten Geruchssinn.

Er ist schon seit langer Zeit daran gewöhnt, im Zwinger zu leben, so daß dies auch heute noch die ideale Haltungsform für den Poitevin ist. Allerdings muß der Zwinger so groß sein, daß die darin lebenden Hunde genügend Platz haben, sich auszutoben. Da eine Meute oft sehr groß ist, muß man streng auf Hygiene und Sauberkeit achten.

Auch außerhalb der Jagdsaison braucht der Poitevin viel Auslauf und ausreichend Gelegenheit zu rennen und zu spielen, wobei ein Park natürlich ideal wäre. Wenn die Hunde im Zwinger leben, muß man sie sooft wie möglich besuchen, denn die Beziehung zum Menschen soll nicht zu kurz kommen.

Ernährung, Pflege:
Dieser Hund frißt für zwei, vor allem während der Jagdsaison. Doch er ist nicht sehr wählerisch und gibt sich mit einfachem Futter zufrieden. Täglich 200 g Gemüse mit 200g Hundeflocken oder Reis und 400 g Fleisch. Innereien wie Leber, Nieren und Herz sind besonders gut geeignet. Vor allem für Welpen und junge Hunde. Auch Eier enthalten viele wertvolle Nährstoffe. Sie können sowohl gekocht als auch roh gefüttert werden. Unter Umständen sogar mit Schale. Während der Jagdsaison, die sehr arbeitsintensiv für die Hunde ist, sollte man ihnen fetten Speck füttern. Selbstverständlich sollte der Hund immer frisches Wasser zur Verfügung haben. Hierbei empfiehlt sich eine automatische Tränke.

Sein kurzes Fell ist sehr pflegeleicht, und schon einige Bürstenstriche genügen, um es wieder sauber zu bekommen. Der Hund muß zu Beginn der Jagdsaison mit der Schermaschine gekennzeichnet werden. Außerdem sollte man nach jeder Jagd den einwandfreien Zustand der Sohlenballen regelmäßig überprüfen, sowie die Sauberkeit der Augen und Ohren.

Widerristhöhe: Bei Rüden zwischen 62 und 72 cm, bei Hündinnen 60 bis 70 cm.

Gewicht:Ca. 30 kg.

Farbe:
Dreifarbig, mit schwarzem Mantel oder großen schwarzen Flecken; manchmal nur weiß und orange.

Durchschnittliche Lebenserwartung:6 bis 8 Jahre

Andere Namen: Haut-Poitou.

Weitere Infos unter:

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