Pinscher
Geschichte:
Kenner der Rasse halten den Pinscher für einen direkten Nachkommen des
sog. Torfgruben-Hundes, der etwa um 3000 v. Chr. an der Ostseeküste zu
Hause war. Auch auf Gemälden aus dem Mittelalter und Renaissancezeit
taucht er immer wieder auf: Van Eyck, Cranach und Bruegel sowie der
französische Künstler Carle Vernet verewigten ihn auf ihren Bildern. Die
Wiege der Rasse stand wohl in Württemberg, es gibt aber auch Meinungen,
die seinen Ursprung in England sehen. Wie dem auch sei, der Hund hatte
sehr schnell Freunde gefunden, und nicht nur in Deutschland, sondern auch
im Elsaß, in der Schweiz und in den Niederlanden.
Schon damals trug der Hund kurzhaariges, hartes Fell und war unablässig für den Menschen im Einsatz: Er begleitete Postkutschen und Fuhrwerke, wachte über Gefährte, Insassen und Ladung und jagte Strauchdiebe, die sich zu nah heranwagten, in die Flucht. In Stall und Scheune machte er Mäusen das Leben schwer, doch die Bauern schätzen ihn ebenfalls als Wachhund. Dr. H. G. Reichenbach beschrieb den Pinscher erstmals 1836: "Trotz seiner eleganten Statur ist er sehr kraftvoll gebaut, von gleichbleibend liebenswürdigem Temperament, fast immer in Bewegung und nie falsch oder heuchlerisch. Das Jagen liegt ihm im Blut, und erst wenn er im Hof ein paar Ratten oder im Garten einen Maulwurf erlegt hat, ist er abends mit seinem Tagwerk zufrieden."
Erstmalig ausgesellt wurde der Pinscher 1878 in Hannover. Damals schien eine glänzende Zukunft auf ihn zu warten, doch mit zunehmender Motorisierung wurden die Pferdefuhrwerke überflüssig - und der Pinscher mit ihnen. Damals wurden Pinscher und Schnauzer als eine einzige Rasse betrachtet, aber langsam bildeten sich die unterschiedlichen Varietäten der Rasse heraus: Der erste "amtliche" Zwergpinscher wurde 1915 registriert. 1917 wurden die rauhhaarigen Pinscher in Schnauzer umbenannt. Die mittelgroße Form machte sich rar und stand 1956 unmittelbar vor dem Aussterben, als sich der Züchter Werner Jung ihrer annahm. Er suchte möglichst reinblütige Tiere zusammen und v erpaarte sie miteinander. 1958 wurde der erste Wurf des heutigen Pinschers geboren, und seit des 60er Jahren nimmt der Bestand wieder zu.
Wesen, Haltung:
In der Welpenstatistik des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH)
gab es 1998 für den Pinscher nur 153 und für den Zwergpinscher 161
Eintragungen, der Schnauzer brachte es dagegen auf 732 Geburten, der
Zwergschnauzer auf 1056 und der Riesenschnauzer sogar auf stolze 1494
Welpen. Eigentlich schade, denn nur wenige Rassen vereinen so viele
positive Wesenszüge wie der Pinscher: tadelloser Charakter, große
Anhänglichkeit, Riesenportion Mut und ständige Bereitschaft, Haus und
Hof zu verteidigen. Ein kleiner Wachhund, zweifellos, aber einer der
besten Gefährten, den man sich wünschen kann.
Sein Dilemma: Er ist nicht gerade eine umwerfende Erscheinung. Trotz seines eleganten Körperbaus dreht sich niemad nach ihm um; man hält ihn eher für einen zu kurz geratenen Dobermann, dem die majestätische Ausstrahlung fehlt. Zum Film- oder Fernsehhelden wird er es wohl niemals bringen, und daß sein Porträt irgendwann auf Hundefuttertüten prangt, ist ebenfalls unwahrscheinlich. Dabei paßt unser unmoderner Vierbeiner perfekt in die heutige Zeit: Ohne großes Federlesen zieht er in eine Stadtwohnung ein, weiß sich auf Reisen gut zu benehmen, und sein glattes Fell begnügt sich mit einem Minimum an Pflege. Außerdem wird ihn auch kaum jemand stehlen wollen - und falls doch, so wird er sich an diesem Hund die Zähne ausbeißen.
In den 60er Jahren prophezeite man der Rasse eine glorreiche Zukunft ("Der Hund von Morgen!"), auf die der Pinscher allerdings immer noch wartet. Nichtsdestotrotz wird er vor allem als Wachhund geschätzt. Kein Wunder, ist er doch ständig auf der Hut, hält das Leben und Treiben auf der Straße, vor dem Haus und in den angrenzenden Gärten im Auge und sorgt dafür, da0ß ihm nichts entgeht. Erscheint ihm etwas suspekt, verfällt er nicht etwa in hektisches Kläffen, sondern bellt ein paar mal laut und deutlich. Wer unerlaubterweise sein Territorium betritt, dem zeigt er sich von seiner kämpferischen Seite: Er kann richtig beißen, tut es aber nie ohne Grund.
Seiner Menschenfamilie ist der Pinscher in aufrichtiger, treuer Freundschaft verbunden. Er liebt Komplimente und Streicheleinheiten und möchte Herrchen und Frauchen um jeden Preis gefallen. Für sie würde er sogar sein Leben geben. Charakterfeste, ausgeglichene Halter können ihn leicht zu einem ruhigen, gehorsamen Begleiter erziehen. Unruhe und Nervosität übertragen sich dagegen auf den Hund, verstören ihn und machen ihn reizbar. Wurde er entsprechend erzogen, kommt er normalerweise mit allen Tieren aus und teilt sein Leben bereitwillig mit Katze, Wellensittig, Meerschweinchen oder einem anderen Hund.
Der Pinscher ist ein idealer Spielgefährte, der mit Leidenschaft Bälle apportiert. Bringen Sie Ihrer Rasselbande aber von Anfang Respekt vor dem vierbeinigen Kameraden bei. Auch als Babysitter eignet er sich prima. Generell sind Hündinnen sanftmütiger, Rüden eher derb und ungestüm.
Trotz seiner gut 45 cm Schulterhöhe und seines lebhaften Temperaments arrangiert sich der Pinscher auch mit einer Wohnung und verliert sogar auf begrenztem Raum nie seine gute Laune. Allerdings sollten Sie vier- bis fünfmal am Tag mit ihm spazierengehen, damit er auch so ruhig und entspannt bleibt. Und keineswegs nur eine Runde um den Häuserblock! Als ausgemachter Sportler wünscht sich Ihr Pinscher ausgedehnte Streifzüge durch den Park oder eine Wanderung auf dem Land. Da er gut gehorcht, können Sie ruhig auf die Leine verzichten, wenn nicht gerade zu viele Autos oder Leute unterwegs sind. Begegnungen mit Artgenossen verlaufen normalerweise ohne Zwischenfälle, doch wenn ihm jemand dumm kommt, zeigt auch ein friedlebender Pinscher die Zähne. Er kann durchaus in der Hundehütte schlafen, sollte jedoch auch Zugfang zum Haus haben, wo er sich ruhig verhält, nicht haart und auch nichts kaputtmacht.
Ernährung, Pflege:
Ein 15 kg schwerer Pinscher braucht täglich etwa 25 g Fleisch 110 g
Gemüse und 110g Reis oder Nudeln, Vitamin- und Mineralzusätze
nicht zu vergessen. Verteilen Sie seine Tagesration auf zwei Portionen,
und sorgen Sie dafür, daß ihm das Wasser im Napf nie ausgeht. Auch die
für Sie praktischere und billigere Fertignahrung akzeptiert er
problemlos. Wählen Sie aber unbedingt hochwertige Produkte, indem Sie die
Nährwertangaben auf den Packungen vergleichen. Hat Ihr Hund sehr viel
Auslauf, so dürfen Sie die Futtermenge durchaus etwas erhöhen, damit er
ausreichend Proteine zu sich nimmt. Einen älteren Vierbeiner sollten Sie
dagegen ruhig auf Diät setzen.
Seine Pflege ist sehr leicht. Es reicht völlig, ihn hin und wieder zu bürsten. Damit Sie bequem arbeiten können, stellen Sie ihn am besten auf einen kleinen Tisch. Dann bürsten Sie kräftig vom Kopf über Rückenmitte und Flanken in Richtung Rute, wobei Sie Schmutz und tote Haare entfernen. Ab und zu gibt´s danach noch eine Sonderbehandlung mit dem Roßhaarhandschuh, den Sie wie eine Bürste in Wuchsrichtung des Fells schieben. Abschließend reiben Sie Ihren vierbeinigen Freund mit einem weichen Tuch ab. Hat er Schuppen (infolge eines Lebeproblems oder vielleicht wegen zu häufigem Baden), mischen Sie ihm am besten eine zerkleinerte Hefetablette ins Futter.
Widerristhöhe:45 bis 50 cm für beide Geschlechter.
Gewicht: 12 bis 16 kg für beide Geschlechter.
Farbe:
Rotbraun oder Schwarz mit
lohfarbenen bzw. braunen Abzeichen.
Durchschnittliche Lebenserwartung:Zwischen 12 und 14 Jahren
Andere Namen: Standard Pinscher, Deutscher Pinscher.
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