Bichon frisé
Geschichte:
Schon im klassischen Griechenland und bei den Römern kannte man
offenbar einen langhaarigen, weißen Zwerghund, der mit Letzteren
vermutlich aus Italien nach Spanien und Südfrankreich kam. Dennoch gibt
es andere Meinungen: Er soll im Spätmittelalter von Italien nach
Mitteleuropa gekommen sein, oder durch die Spanier auf die Kanarischen
Inseln, von wo aus ihn später Matrosen als
"Teneriffa-Hündchen" wieder aufs Festland gebracht haben
sollen. Andere behaupten wieder, der Name Teneriffa sei nur eine List der
Händler gewesen, die dem Hund einen exotischen Anstrich geben und so den
Absatz fördern wollten. Ein französischer Kynologe betrachtete ihn als
Abkömmlich des Zwergpudels, und 1928 wurde er auf einer Ausstellung in
Deutschland als "Teneriffa-Seidenpudel" vorgestellt. Was auch
immer später geschah, letztendlich gehen die verschiedenen Bichon-Rassen
wohl tatsächlich auf die Schoßhündchen des klassischen Altertums
zurück und stammen aus dem Mittelmeerraum. Neben dem Bichon frisé
gehören in diese Gruppe: Malteser, Havaneser, Bologneser, Löwchen und
Coton de Tuelar.
Spanien, Frankreich, Italien - man rechnete den Bichon frisé verschiedenen Herkunftsländern zu. Heute gilt er offiziell als eine aus Frankreich/Belgien stammende Rasse. Und es war auch eine Züchterin aus Belgien, die ihm den charmanten Namen "Bichon á poil frisé" gab.
Die Vorfahren des Bichon frisé waren äußerst beliebt bei hochgestellten Persönlichkeiten: Bei den vornehmen Damen der Antike ebenso wie an den Höfen Spaniens und Italiens. Und jeder, der seinem Staatsoberhaupt gefallen wollte, besaß einen Bichon frisé oder einen Malteser. Unter Napoleon III. und in der "Belle Epoque" erlebte der Bichon frisé, der korrekt übrigens "Bichon á poil frisé" heißt (Bichon mit gelocktem Fell), dann seine Blütezeit. Das Lockenköpfchen war jetzt ständiger Gast in den Kutschen der High Society. Kein Wunder, denn der übermütige Dandy war stets bereit, Eindruck zu machen.
Mit dem Ersten Weltkrieg änderte sich die Situation schlagartig. Wie so viele andere Rassen, war auch diese durch die schlechte wirtschaftliche Lage vom Untergang bedroht. Der Bichon frisé überlebte jedoch mit Hilfe von Hundedresseuren, Gauklern und Drehorgelspielern, die ihn als Begleiter wählten und ihren finanziellen Nutzen aus ihm zogen. Manchmal wurde der kleine Gefährte sogar als Blindenhund verwendet. Der Bichon frisé hat natürlich große Konkurrenz von anderen kleinen Rassen, etwa von Yorkshire Terrier und West Highland Terrier. Dennoch scheint dieser hübsche, kleine Hund heutzutage wieder in Mode zu kommen.
Wesen, Haltung:
Dieser charmante Schneeball klebt seinem Menschen liebend gerne von
morgens bis abends an den Fersen. Er kann nicht auf seinen Menschen, die
Aufmerksamkeit und die Zärtlichkeiten verzichten. Dabei muß er aber
einigermaßen vernünftig bleiben. Gegen zuviel Übermut sollte man
deshalb mit Strenge vorgehen. Hat der Bichon frisé sich einmal in einem
Haushalt eingelebt, bringt er Herrchen oder Frauchen, das sich ihm
gegenüber niemals eine Schwäche erlauben darf, sein volles Vertrauen
entgegen. Und er legt eine große Hartnäckigkeit an den Tag, wenn es um
Zuneigung geht. Schritt für Schritt akzeptiert er auch die restlichen
Familienmitglieder, die Freunde und die Nachbarn. Schlecht sieht es für
diejenigen aus, die ihm Lieblosigkeit und Mißtrauen entgegenbringen.
Ihnen gegenüber verhält er sich schmollend und launisch. Ein scharfer
Verstand, Schalk und Sensibilität machen den Bichon frisé zu einem ganz
besonderen Hund. Aber jede Medaille hat ihre Kehrseite: Er ist auch
eigensinnig und treibt es manchmal wirklich zu weit.
Beim Bichon frisé vereinigen sich Sanftheit und Temperament, Ruhe und Übermut. Es ist aber nicht sehr schwierig solch einen Hund zu halten, wenn man es richt macht: Spielen im Garten, lange Spaziergänge in der Natur, Kunststücke im Haus improvisieren und das Wechseln zwischen den aktiven Phasen und den Ruhephasen. Der Bichon frisé braucht Ruhepausen, denn er ist ein nervöser Hund mit einem unbeständigem Charakter. Wenn er selber nicht hin und wieder die Bremse zieht, muß sein Besitzer dafür sorgen, daß er ein paar Gänge runter schaltet und auch mal Pausen einlegt.
Außerdem liebt es der Bichon frisé seinen Menschen auf die Palme zu bringen. Schuhe, Pantoffeln oder andere Dinge verschleppt er in seine Verstecke, nur damit er das Herrchen beim Suchen auf allen Vieren beobachten kann. Der Mensch sollte aber nicht böse mit ihm werden, es liegt in seiner Natur. Jedoch sollte man ihn von Anfang an Gehorsam lehren, damit sein Übermut nicht ausufert. Aber um jeden Preis sollte man ihn nicht bändigen, sonst wird er unglücklich.
Seine bescheidene Größe passt im Prinzip auch zur kleinsten Wohnung. Aber was man nicht vergessen sollte: Er ist stürmisch und zuviel aufgezwungene Ruhe bringt ihn auf die Palme. Drei- bis viermal Spaziergehen am Tag ist Pflicht bei diesem quirligen und quicklebendigen Hund. Wird er allerdings draußen naß, will er sofort wieder rein. Er ist ein Stubenhund, der Behaglichkeit liebt und tägliche Zuwendung und Pflege fordert.
Als Katzenfreund kann man den Bichon frisé gerade nicht bezeichnen. Es liegt an seinem Besitzer, ihm Respekt vor der Samtpfote beizubringen.
Ernährung, Pflege:
Der Bichon neigt zum Dickwerden. Seine tägliche Gesamtmenge an Futter
beträgt 250g. Davon sind etwa 70 % Naßfutter. Bei einem schwächlichem
Hund erhöht man die Ration auf 300 g, und etwas in Stückchen
geschnittenes, rotes Fleisch. Ein Mineral-Vitamin-Zusatz ist ebenfalls
empfehlenswert. Tabu sind alle Süßigkeiten, Hundekuchen und Kekse.
Der wichtigste Punkt bei allen stark behaarten Hunden ist die Fellpflege. Der Bichon frisé macht hierbei keine Ausnahme, auch wenn seine Toilette weniger aufwendig ist als beim Malteser. Tägliches Bürsten mit einer harten Metallbürste mit Gumminoppen ist Pflicht. So vermeidet man Verknotungen. Einmal monatlich darf er schließlich gebadet werden, damit sein weißes Fell den Glanz behält.
Widerristhöhe: Maximal 30 cm.
Gewicht: Etwa 4 kg für beide Geschlechter.
Farbe:
Einfarbig weiß, manchmal mit kaffeebraunen oder grauen Flecken (besonders
an den Ohren).
Durchschnittliche Lebenserwartung: 12 Jahre
Andere Namen: Bichon Tenerife, Bichon a Poil Frisé
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