Hunderassen Norwegischer Lundehund

Norwegischer Lundehund

Geschichte:
Einige Autoren von Hundebüchern behaupten, der Lundehund stamme nicht wie alle anderen Rassen vom urtümlichen Haushunden ab, sondern gehe auf einen hundeartigen Vierbeiner zurück, der auf den Lofotinseln der Eiszeit überlebt habe, indem er sich von Vogeleiern ernährte. Daher rühre auch die besondere Begabung des Lundehundes für die Jagd auf Papageitaucher. Diese Theorie ist jedoch äußerst unwahrscheinlich. Der Lundehund ist viel eher eine Haushundrasse, deren vom Üblichen abweichende Besonderheiten durch Spezialisierung in isolierter Lage entstanden sind.

Wenn man den Lundehund so anschaut, dann läßt eigentlich auf den ersten Blick nichts ahnen, welch besondere Fähigkeiten er hat. Man könnte ihn für einen einfachen kleinen Spitz halten oder sogar für einen Bastard. Doch in Wirklichkeit hat er ganz außergewöhnliche Eigenschaften: Er hat sechs Zehen an jeder Pfote, ist so biegsam wie eine Schlange und verschließt seine Ohren unter Wasser automatisch! Der Körper des kleinen Jägers hat sich im Laufe der Zeit hervorragend an seine Aufgabe angepaßt: Er kann spielend leicht auf steilen Felsen herumklettern, dort Papageitaucher fangen und die lebende Beute seinem Herrchen bringen. Diese Vögel leben im Meer und nisten in Felsspalten oder Erdhöhlen in den Klippen über dem Fjord. Nur ein sehr akrobatischer Hund ist also in der Lage, diese Tiere zu erbeuten.

Heute wird die Jagd auf Papageitaucher nicht mehr praktiziert. Doch früher war sie von großer Bedeutung, denn vor allem die ärmeren Schichten der Bevölkerung an den nordwestlichen Küsten Norwegens ernährten sich von diesen Vögeln. In diesen unwirtlichen Gegenden lieferten sie Fleisch, Eier sowie Daunen für Federbetten. Der Lundehund war hauptsächlich auf der Insel Väroy und auf einigen anderen kleinen Inselchen zu Hause. Durch diese Isolierung blieb die Rasse in ihrer Ursprünglichkeit erhalten.

Die ältesten Zeugnisse über diesen Hund stammen vom Ende des 16. Jahrhunderts. Eines berichtet über ihn, er sei relativ klein und so agil, daß er sich auch in die kleinsten Felsspalten hineinzwängen könne. Die Fischer besaßen jeweils bis zu einem Dutzend Hunde. Jedes dieser Tiere war in der Lage, über 100 Vögel am Tag zu fangen. So wurden riesige Papageitaucherkolonien ausgerottet, und als es schließlich nichts mehr zu jagen gab, wurde der Lundehund immer mehr vernachlässigt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Rasse fast verschwunden. In den 40er Jahren gelang es Eleanor Christie, die Zucht wieder aufzunehmen, und die Norsk Kennel Club erkannte die Rasse 1943 schließlich an.

Im Jahr 1960 gab es nur noch etwa 20 Lundehunde, da die Rasse durch die Carré-Krankheit stark dezimiert war. Heute gibt es jedoch wieder einige 100 dieser Tiere, die meisten von ihnen leben in Norwegen.

Heutzutage sind Papageientaucher selten geworden, und der Norwegische Lundehund beginnt sich schnell zu langweilen, wenn Herrchen oder Frauchen nicht wissen, wie sie so einen Hund beschäftigen sollen. Am besten man nimmt ihn in die Berge mit, wo er auf Felsen nach Herzenslust herumklettern kann. Und machen Sie sich bitte keine Sorgen, daß er vielleicht herunterfallen könnte. Schließlich hat er schon 24 Zehen, die ihn sicher auf Felsen tragen. Außerdem ist der Norwegische Lundehund so verbiegbar und geschickt, daß ihm nichts passieren kann. Und selbst, wenn er einmal fällt, tut er sich eigentlich nur selten richtig weh, denn er ist extrem gelenkig.

Wesen, Haltung:
Seinen Kopf kann er z. B. vollständig nach hinten umbiegen, so daß sein Nasenspiegel seinen Rücken berührt. Außerdem kann er seine Vorderläufe im 90-Grad-Winkel von sich wegstrecken und fast einen Spagat machen, wobei er in dieser Position immer noch in der Lage ist, seine Pfoten zu bewegen! Aber machen Sie ihn bitte zu keinen Zirkushund, denn er zeigt seine Kunststückchen nicht gerne Fremden, sondern nur seinem Herrchen oder der Familie.

Der Norwegische Lundehund ist verspielt, lebhaft und aufgeweckt, und er ist einganz toller Gefährte für Kinder. In Norwegen ist er deshalb als Familienhund auch sehr beliebt. Dort ist er übrigens auch ein Fabelheld, und es ranken sich viele Legenden um ihn: Angeblich soll er nicht nur auf Felsen, sondern auch auf Bäume klettern können.

Der Lundehund liebt es, in Seen, Flüssen oder im Meer zu baden, und er ist ein hervorragender Schwimmer. Beim Schwimmen verschließt er die Gehörgänge, indem er die Ohren verdreht, so daß kein Wasser eindringen kann. Man sollte allerdings nicht versuchen, einen Amphibienhund aus ihm zu machen: Er hat keine Schwimmhäute an den Zehen und seine Rute hat nichts von der eines Otters oder eines Bibers!

Der Norwegische Lundehund ist eine wenig fruchtbare Rasse. Pro Wurf kommen nur etwa 3 Welpen zur Welt. Das erklärt seine Seltenheit und den extrem hohen Anschaffungspreis.

Für den Lundehund braucht man kein Haus mit Garten zu besitzen. Ihm reicht auch eine mittelgroße Wohnung. Am besten gefällt es ihm natürlich an der Küste. Aber auch für ein Leben auf dem Land oder in den Bergen ist er wunderbar geeignet. Er ist brav, macht nicht viel Lärm und stört seine Umwelt nicht. Man kann allerdings nicht behaupten, er sei ein guter Wachhund. Fremden gegenüber ist er diskret und recht reserviert, aber er ist absolut nicht aggressiv und versucht nicht um jeden Preis, sein Territorium zu verteidigen. Wenn jemand an die Tür klingelt, dann bellt er höchstens ein bißchen zur Warnung.

Dank seines dichten Fells ist er sehr unempfindlich gegen Kälte, und er kann eigentlich das ganze Jahr über draußen leben; in dem Fall braucht er aber eine gut geschützte Hundehütte.

Ernährung, Pflege:
Der Lundehund hat eine wichtige Eigenart: Er verträgt keine tierischen Fette. Sein Organismus ist an eine Ernährung auf der Basis von Fisch gewöhnt. Die Aufnahme von tierischen Fetten löst beim Lundehund plötzlichen und sehr heftigen Durchfall aus, der zum Tod des Hundes führen kann. Diese sehr schwere Hundekrankheit nennt man "Lundehundsyndrom". Auf dem Speiseplan des Hundes steht also statt Fleisch Fisch. Den Fisch kann man dem Hund roh oder gekocht geben. Im Winter oder in Gegenden mit sehr rauhem Klima steht außerdem getrockneter Fisch zur Auswahl. Ein 7 kg schwerer Hund braucht etwa 100 g Fisch pro Tag und dazu ausreichend Gemüse sowie Reis oder Hundeflocken.

Er ist außerdem so sauber wie eine Katze und verbringt viel Zeit damit, sich zu putzen. Trotzdem sollten Sie ihn regelmäßig bürsten, und zwar immer mit dem Strich, vom Kopf bis nach hinten zur Rute und vom Rücken seitlich an den Flanken entlang. Im Frühling und im Herbst, wenn der Hund im Fellwechsel ist, sollten Sie dabei besonders sorgfältig vorgehen. Wenn er naß vom Spaziergang nach Hause kommt, reiben Sie ihn mit einem Handtuch trocken.

Widerristhöhe: Bei Rüden zwischen 35 und 38 cm, Hündinnen zwischen 32 und 35 cm.

Gewicht: Bei Rüden 7 kg, bei Hündinnen 6 kg.

Farbe:
Rotbraun bis fahlbraun mit mehr oder minder schwarzen Haarspitzen, schwarz oder grau; alle drei Varianten mit weißen Abzeichen; auch weiß mit dunklen Abzeichen.

Durchschnittliche Lebenserwartung: 12 bis 14 Jahre

Andere Namen: Norwegischer Vogelhund, Norwegian Puffin Dog, Lundehund.

Weitere Infos unter:

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